Karriere-Flop durch Hobby-Beichte

Jeder Mensch hat Hobbys. Aber gehören diese in den Lebenslauf? Wie sie im Karriere-Beichtstuhl durch zu viele, falsche oder uninteressante Hobbys nicht zum Sündenbock Ihrer Job-Misere werden.
November 13, 2015

Fotos: Shutterstock, The Ritz-Carlton, Berlin.
Karriere-Flop durch Hobby-Beichte

Katamaran-Segeln, Lesen, Inline-skating oder Kung-Fu: interessante Hobbys. Schön. Sagen sie etwas über Ihre Qualitäten im Job aus? Nein.
Wenn Sie etwa eine unglaublich tolle Briefmarkensammlung hegen und pflegen, ist das bestimmt eine wunderbare Sache. Da haben Sie sich definitiv ein herzliches Schulterklopfen verdient. Was bringt aber einen Personalverantwortlichen dazu, auf private Interessen und Hobbys überhaupt einen Blick zu werfen? In der Regel nur die trostlose Abwesenheit von sonstigen entscheidungsfördernden Fakten.

Hobbys sind überhaupt nicht wichtig bei meinen Personalentscheidungen.
Christian Jürgens, 2-Sterne-Koch im Seehotel Überfahrt

Dem oberbayrischen 2-Sterne-Koch Christian Jürgens aus dem Seehotel Überfahrt ist es etwa viel wichtiger, die hoffentlich aussagekräftigen Karriere-Stationen im Lebenslauf zu entdecken als Jonglierkünste oder die gut sortierte Comicbuchsammlung: „Hobbys sind überhaupt nicht wichtig bei…

Fotos: Shutterstock, The Ritz-Carlton, Berlin.
Karriere-Flop durch Hobby-Beichte

Katamaran-Segeln, Lesen, Inline-skating oder Kung-Fu: interessante Hobbys. Schön. Sagen sie etwas über Ihre Qualitäten im Job aus? Nein.
Wenn Sie etwa eine unglaublich tolle Briefmarkensammlung hegen und pflegen, ist das bestimmt eine wunderbare Sache. Da haben Sie sich definitiv ein herzliches Schulterklopfen verdient. Was bringt aber einen Personalverantwortlichen dazu, auf private Interessen und Hobbys überhaupt einen Blick zu werfen? In der Regel nur die trostlose Abwesenheit von sonstigen entscheidungsfördernden Fakten.

Hobbys sind überhaupt nicht wichtig bei meinen Personalentscheidungen.
Christian Jürgens, 2-Sterne-Koch im Seehotel Überfahrt

Dem oberbayrischen 2-Sterne-Koch Christian Jürgens aus dem Seehotel Überfahrt ist es etwa viel wichtiger, die hoffentlich aussagekräftigen Karriere-Stationen im Lebenslauf zu entdecken als Jonglierkünste oder die gut sortierte Comicbuchsammlung: „Hobbys sind überhaupt nicht wichtig bei meinen Personalentscheidungen. Sie können aber manchmal interessant sein, um ein Gespräch auf einer freundschaftlichen Ebene zu eröffnen. Was ich in den Bewerbern suche, ist die gemeinsame Freude und Leidenschaft an schönen, hochwertigen Produkten im Bereich Essen und Trinken.“ Kann man solche Neigungen gut als Hobbys verpacken, ist man dem Traumjob schon einen Schritt näher.

Dass ein richtiges Hobby die Tür zu den Top-Adressen der Branche schon vor dem Bewerbungsgespräch weit öffnen kann, bestätigt Österreichs mit 19 Gault-Millau-Punkten ausgezeichneter Spitzenkoch Walter Eselböck vom Restaurant Taubenkobel: „Es sind nicht immer nur die fachlichen Kenntnisse und Hintergründe ausschlaggebend. Wir brauchen Teamplayer. Immerhin verbringen ich und mein Team einen Großteil unserer Zeit in der Küche und da sind mir der Charakter und die Menschlichkeit genauso wichtig. Viele Hobbys lassen darauf schließen. Ein sportliches Hobby zeigt mir beispielsweise, ob jemand Disziplin, Durchhaltevermögen, Ausdauer oder Geduld hat.“

phpzBkH5KNur dort, wo sich Hobby und Job direkt berühren, erhält eine Erwähnung der eigenen Freizeitbeschäftigungen Gewicht für die Bewerberauswahl. Jedes soziale, musische, sportliche Engagement in organisierter Form, jede ehrenamtliche Trainer- und Dozententätigkeit wertet Ihren Lebenslauf ebenso auf wie Mitgliedschaften in Berufsverbänden oder Standesorganisationen. Listen Sie auf, seit wann Sie wo aktiv sind, welche Funktionen Sie übernommen, welche Erfolge Sie errungen haben.
Nach den Hobbys und Interessen wird man Sie gewiss noch genauer im Jobinterview fragen. Wer Kandidaten kritisch auf ihre Jobtauglichkeit prüft, der wird ihr Profil rundum abklopfen. Jobanbieter wollen schließlich wissen, wie man tickt.

Hobbys zeigen mir, ob jemand Charakter und Menschlichkeit besitzt.
Walter Eselböck, Restaurant Taubenkobel

Dass man bei seiner Bewerbung in puncto Hobbys aber auch maßlos übertreiben kann, berichtet der im Restaurant Hugos im InterContinental Berlin tätige Sternekoch Thomas Kammeier: „Sehr unterhaltsam war einmal eine Bewerbung eines hoffnungsfrohen Aspiranten, der mit seinen Unterlagen Fotos aus unterschiedlichen Lebenslagen, wie etwa beim Angeln, beim Backen, beim Kochen oder beim Jagen, mitgeschickt hat. Damit wollte er verdeutlichen, dass er alles Mögliche machen kann, um mein neuer Mitarbeiter zu werden.“

Hobbys im Lebenslauf verraten zwar etwas ganz Privates, denn man erfährt, was Sie in Ihrer Freizeit so treiben. Im besten Fall bestätigen Ihre Interessen den guten Eindruck des Personalverantwortlichen. Im schlechtesten Fall aber landet Ihr Dossier direkt auf dem Ablagestapel, weil Sie als bungee-jumpender Eiskletterer den Personalverantwortlichen in Panik versetzt haben. Beim Bewerben erwartet alle Welt, dass Sie persönlich werden. Sie können diesem Druck nachgeben und Ihr Leben in allen Facetten offen legen. Oder Sie haben den Mut, sich entgegen der Konvention zu präsentieren. Darum: Zeigen Sie Ihr Steckenpferd erst im Vorstellungsgespräch. Reiten Sie es nicht schon vorher zu Tode.

Der Hobby-Check
Welches Hobby steht für welche Charaktereigenschaft?

01 Teamfähigkeit
Volleyball, Fußball, Basketball und Handball sind die ultimativen Teamsportarten. Daraus schließt der Personalverantwortliche: Sie sind teamfähig! Außerdem spricht der Vereinssport für Regelmäßigkeit, Verlässlichkeit, Pünktlichkeit sowie Kontakt- und Kommunikationsfreudigkeit.

02 Zielstrebigkeit und Belastbarkeit
Schwimmen, Jogging, Marathon- und Halbmarathonläufe bedürfen einer großen Ausdauer. Sie müssen also nicht nur einen langen Atem haben, sondern vor allem Zielstrebigkeit an den Tag legen. Zudem weisen Sie damit eine gute Belastbarkeit auf.

03 Status Quo
Mountainbiking, Squash, Tennis, Snowboarding, Ski Alpin und insbesondere Golfen und Segeln gehören zu den Statushobbys, die gern von Hochschulabsolventen angeführt werden. Damit können Personalverantwortliche davon ausgehen, dass Sie einen bestimmten sozialen Umgang gewohnt sind.

04 No risk, no fun?
Extremsportlern sei angeraten, ihr Hobby eher zu verschweigen. Schließlich möchte man Sie möglichst langfristig und gesund am Arbeitsplatz wissen. Das gilt natürlich nicht, wenn das Hobby zum Beruf gemacht werden soll und die Bewerbung auf eine Kletterprofi-Stelle ausgerichtet ist.

05 Engagement und Verantwortungsbewusstsein
Haben Sie in einem Verein ein Ehrenamt übernommen, so erwähnen Sie dies im Lebenslauf. Denn das zeugt von Ihrem sozialen Engagement und Verantwortungsbewusstsein und gibt bei jedem Personalverantwortlichen einen Bonus.

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Felix WarnholtzExperten-Tipps
Felix Warnholtz ist Personalleiter des The Ritz-Carlton in Berlin und erklärt, Worauf Bewerber besonders achten sollten und welche Regeln mittlerweile längst überholt sind.

www.ritzcarlton.com/berlin

„Geben Sie keine Hobbys an!“ – Seien Sie sparsam mit privaten Vorlieben.

Münzsammlung oder Koi-Karpfenzucht: Viele Bewerber denken offenbar, der Lebenslauf sei eine Art Beichte. Muss man überhaupt Hobbys im Lebenslauf angeben?
Ferlix Warnholtz: Nein. Grundsätzlich würde ich hauptsächlich jungen Leuten, die sich für eine Ausbildung bewerben, die Angabe von Hobbys empfehlen oder für den Berufseinstieg, aber im späteren Werdegang passt das nicht mehr. Das klingt dann beispielsweise bei einem potenziellen Empfangschef-Bewerber irgendwie unpassend. Bei jungen Einsteigern kann man das Hobby dann auch gut als Einstieg in das Gespräch nutzen oder für den Teil, den man in der englischen Sprache mit ihnen spricht. Über Hobbys redet es sich ja einfacher als über Fachliches.

Wenn man nun Hobbys in seiner Bewerbung unbedingt anführen möchte, wie sehr darf ein Hobby einem Klischee entsprechen?
Warnholtz: Man sollte sich grundsätzlich fragen: Wie sinnvoll ist es, den Personalentscheider über triviale Freizeitbeschäftigungen wie Lesen oder Reisen in Kenntnis zu setzen? In unserer Firmenphilosophie steht: „Ritz-Carlton fördert ein Arbeitsumfeld, in dem Vielfalt geschätzt wird.“ Wir schauen auf das Besondere in einem Menschen und sind diesbezüglich ein sehr offenes Unternehmen.

Soll und darf man bei seinen Hobbys lügen?
Warnholtz: Besser nicht. Man sollte im Bewerbungsschreiben bei der Wahrheit bleiben, sonst kann im Vorstellungsgespräch ein böses Erwachen folgen, wenn der Arbeitgeber Fragen dazu stellt.

Kann man seine angegebenen Hobbys auch als strategisches In-strument benutzen?
Warnholtz: Da habe ich gleich an das Hobby Marathonlauf gedacht. Hat ein Marathonläufer auch ein größeres Durchhaltevermögen im Job? Ist jemand gebildeter, der als Hobby Lesen angibt? Ich würde mich davon nicht beeinflussen lassen.

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