Alexander Adlgasser – der Weinverführer

Seine Geliebten heißen Pétrus, Yquem, Mouton. Und Bono, Bill Gates und Bruce Willis ließen sich von Alexander Adlgassers Harem bereits verführen. Der Spitzensommelier im Wiener Palais Coburg und die Erotik des Weins.
November 13, 2015

Fotos: Werner Krug

Alexander Adlgasser trägt eine Magnum Flasche Wein auf der Schulter Woody Allen ist cool. Er kennt sich bei Weinen wahnsinnig gut aus und trinkt nur rote Burgunder.“ Bono Vox, Bill Gates, Bill Clinton – die Liste seiner prominenten Gäste lässt sich beliebig fortsetzen und sie wird lang, ziemlich lang sogar. Rund 200 Superpromis begaben sich vertrauensvoll in die Obhut von Alexander Adlgasser – und von allen kennt er ihre geheimen Wünsche. Wer kann das schon von sich behaupten, außer vielleicht ein Paparazzo, Priester oder Schönheitschirurg? Ist er nicht, so etwas Ähnliches. Als Topsommelier erfährt man schließlich auch alles über seine Kunden und ihre Vorlieben. Akribisch sammelt er sie für ein Buch und der lange in seinem Kopf gereifte Stoff materialisiert sich gerade im Computer. Eine lässliche Sünde, für einen Weinpapst besteht schließlich kein Beichtgeheimnis.

Pétrus, Palmer und Penfolds sind die Geliebten, bei denen sie schwach werden. Jeder auf seine eigene Art. Bono, Bill Gates und Nicolas Cage nippen lieber in aller Stille an ihrem Glas. Das Extrembeispiel ist Bruce Willis. „Er kommt mit 5 Bodyguards und Sonnenbrille ins Restaurant. Etwas übertrieben, vielleicht hat er zu viele Actionmovies gedreht …“ Michael Douglas, Harrison Ford, Stevie Wonder und Kiefer Sutherland dagegen sind ziemlich naturlocker. „Man kann sich mit ihnen ganz normal unterhalten und sie interessieren sich sehr für Wein.“ In der Hitliste ganz oben: Bill Clinton…

Fotos: Werner Krug

Alexander Adlgasser trägt eine Magnum Flasche Wein auf der Schulter Woody Allen ist cool. Er kennt sich bei Weinen wahnsinnig gut aus und trinkt nur rote Burgunder.“ Bono Vox, Bill Gates, Bill Clinton – die Liste seiner prominenten Gäste lässt sich beliebig fortsetzen und sie wird lang, ziemlich lang sogar. Rund 200 Superpromis begaben sich vertrauensvoll in die Obhut von Alexander Adlgasser – und von allen kennt er ihre geheimen Wünsche. Wer kann das schon von sich behaupten, außer vielleicht ein Paparazzo, Priester oder Schönheitschirurg? Ist er nicht, so etwas Ähnliches. Als Topsommelier erfährt man schließlich auch alles über seine Kunden und ihre Vorlieben. Akribisch sammelt er sie für ein Buch und der lange in seinem Kopf gereifte Stoff materialisiert sich gerade im Computer. Eine lässliche Sünde, für einen Weinpapst besteht schließlich kein Beichtgeheimnis.

Pétrus, Palmer und Penfolds sind die Geliebten, bei denen sie schwach werden. Jeder auf seine eigene Art. Bono, Bill Gates und Nicolas Cage nippen lieber in aller Stille an ihrem Glas. Das Extrembeispiel ist Bruce Willis. „Er kommt mit 5 Bodyguards und Sonnenbrille ins Restaurant. Etwas übertrieben, vielleicht hat er zu viele Actionmovies gedreht …“ Michael Douglas, Harrison Ford, Stevie Wonder und Kiefer Sutherland dagegen sind ziemlich naturlocker. „Man kann sich mit ihnen ganz normal unterhalten und sie interessieren sich sehr für Wein.“ In der Hitliste ganz oben: Bill Clinton. Ein Event im Waldorf Astoria in New York mit 30 Nobelpreisträgern ist Adlgasser noch in guter Erinnerung, Clinton stand der geballten Intelligenz Rede und Antwort. „Und er konnte wirklich auf alle Fragen antworten, Hut ab.“ Den Steuerberater, der seiner Kundin eine winzige Aufmerksamkeit zukommen lassen wollte, vergisst er natürlich auch nicht.

Madame Mentzelopoulos, Besitzerin von Château Margaux, hatte sich angesagt, also bestellte der charmante Herr vorsorglich für die umliegenden Tische gleich fünf Flaschen 83er, damit alle Margaux tranken, als die Dame zur Tür hereinkam. Auch an Stardirigent Georg Solti denkt Alexander Adlgasser gerne zurück. Der Maestro hatte seine Manschettenknöpfe vergessen – ohne wäre ein Konzert für den Sir aber nicht denkbar gewesen. Kein Problem, der perfekte Servicemann gab ihm einfach seine eigenen. Leider waren sie Solti zu schwer, mit einem Ersatzpaar aus Adlgassers reichem Fundus war dann endlich würdiger Ersatz für die originalen Solti-Knöpfe gefunden.

Palais Coburg von Aussen Alexander Adlgasser ist nicht aus dieser Zeit, er strahlt den noblen Charme eines französischen Schlossbesitzers aus dem vorigen Jahrhundert aus. Als persönlicher Sekretär der Queen würde er sich übrigens auch gut machen. Wir befinden uns gerade im Bauch des Palais Coburg in Wien. Mit ausladender Geste zeigt er auf sein Reich und schreitet durch die hallenartigen sechs Weinkeller mit 60.000 Flaschen und einem Wert von rund 24 Millionen Euro. Ehrfürchtige Mausoleums-Stille ist hier unten greifbar. Ganz im Gegensatz zur Electric City New York, in der er 15 Jahre lang die besten Unternehmen mit seinem Weinwissen adelte – Daniel, Jean Georges, Lepinasse im St. Regis Hotel und Café Gray finden sich unter anderem in seiner Biografie.

New York vs. Wien – nicht der einzige Gegensatz im System Adlgasser. Heute geht er in die Oper, morgen in ein Popkonzert. Mit seinen selbst gebundenen Fliegen, Seidentüchern und Krawatten (insgesamt rund 300) muss er wohl keine Auszeichnung für die Weiterentwicklung der Modeschöpfung fürchten, bei seinen Brillen (60 Stück) dagegen schwört er auf lässiges Design mit frechen Farben. Beim Sport ist Alexander Adlgasser gerne profan und pilgert ins Fußballstadion. In jedem Land drückt er einem anderen Lieblingsklub die Daumen: Salzburg, Barcelona, Juventus … Wenn es um seine handschriftlichen Weinkarten geht, lehnt er allzu Billiges ab und greift nur zu elitären Füllern. Zum Beweis kramt er in seinen Taschen und ganze 7 Stück – auch Mont Blanc – kommen zum Vorschein, insgesamt 20 lagern zu Hause. Stilecht schreibt er mit Weintinte – Cabernet Sauvignon oder Zweigelt, je nach Tagesverfassung. Außerdem komplettieren rund 50 Paar Schuhe die Garderobe.

Sie haben es schon gemerkt, der Herr ist ein ausgeprägter Sammler. Mit 14 Koffern reiste er aus New York nach Wien. „Ich habe das ganze Kinderzimmer voll mit meinen Sachen. Aber in Wien habe ich kein Kind, also kein Problem.“ Seine Tochter lebt in New York und er ist froh, dass sie noch lebt. Als das World Trade Center am 11. September 2001 kollabierte, war seine Tochter nur ein paar Häuserblocks entfernt in der Schule. Panik, weil er sie nicht erreichte, aber sie konnte sich retten. In der Zeit nachher gab es immer wieder Trittbrettfahrer und ganze Straßenzüge mussten nach einem Bombenalarm geräumt werden. Außerdem überlebte Adlgasser einen Großbrand in seinem Wohnhaus. Aber nur, weil er aus seinem Gemeinschaftsapartment mit Kreativkoch Mario Lohninger vom 51. Stockwerk auf das Dach flüchtete.

Seine prägendste Station war auch gleich die erste – bei Eckart Witzigmann in der legendären Aubergine in München. Auch die Fußballmatches im Dress des FC Schmiere mit Witzigmann, Jimmy Hartwig, Paul Breitner und anderen Legenden zucken lebhaft durch das Gedächtnis. Einmal trug sich Adlgasser sogar dreimal in die Torschützenliste ein. „Wenn dich der Breitner Goalgetter nennt, ist das schon schön.“
Alexander Adlgasser mit vielen leeren Weingläsern in der HandWer sich den Sommelierjob nur in gediegenen Restaurants mit dicken Teppichen und majestätisch schreitenden Kellnern vorstellt, liegt völlig falsch. Das Weinbusiness hat oft die Rasanz der Erdölbörse. Bei Weinauktionen wird das Geld fässerweise in die flüssigen Schätze gepumpt. Wenn das vorgegebene Limit überschritten wird, hält Alexander Adlgasser aber Rücksprache mit dem Boss. „Selbst, wenn er superreich ist, will er das Budget nicht überschreiten.“ Ein paar lächerliche Tausender auf oder ab spielen keine Rolle. 100.000 Euro für ein paar Kisten, das kann schon vorkommen. Wein boomt. Für eine Magnum Pétrus 1961 blätterte man 1996 noch 1700 Euro hin, heute bereits 6300. Besser als ein Sparbuch, „wenn man genug zu investieren hat und sich immer auf dem Markt bewegt, könnte man ordentlich verdienen“. Zu Hause in Salzburg bei seinem Vater, der erste Sommelier des Jahres in Österreich, hat er einen 67er Yquem und einen 82er Margaux gelagert. „Wenn ich noch einmal heiraten sollte, mache ich die Flaschen auf.“

Die USA fehlen ihm manchmal. „Der Unterschied zu Wien? In New York bewegt sich viel, alle paar Wochen öffnet ein neues Spitzenrestaurant. Und auf 3-Sterne-Niveau werden 200 Gäste bedient statt nur 40 wie in Wien.“ Seinen Traum hat er noch nicht aufgegeben. Als erster Sommelier eine eigene Weinbar in New York betreiben. Fein, exklusiv mit Mouton Rothschild, Lafite und Pétrus. Vielleicht könnte Bacchus oder Petrus da oben im Himmel das einrichten.

>> Im Zeitraffer

Alexander Adlgasser (40)
muss Wein in seinen Adern haben. Er erinnert sich noch lebhaft daran, wie er schon als Kind mit seinem Vater die besten Winzer besucht hat. Nach der Hotelfachschule in Klessheim trat er gleich seine erste große Stelle in München bei Eckart Witzigmann in der berühmten Aubergine an. Auch bei den Brüdern Haeberlin servierte er exklusiven Wein. Sein New-York-Abenteuer dauerte 15 Jahre mit den besten Häusern als Referenz: Daniel, Danube, Café Gray und Jean Georges. Seinem Kollegen und Sternekoch Mario Lohninger folgte er nach Frankfurt in den Cocoon Club, seit Oktober 2007 leitet er das Gourmetrestaurant Coburg in Wien.

>> Im Wort

Das größte Trinkgeld?
Darf man eigentlich nicht sagen, einmal bekam ich 2500 Euro.

Prosecco …
… würde ich nicht ausschenken.

Früher wollte ich unbedingt …
… Pilot werden.

Meine teuerste Flasche Wein …
… , die zu Hause lagert, ist ein Yquem, Jahrgang 1967. Kostenpunkt: ca. 3000 Euro.

New York vs. Wien
In New York ist mehr los, alle zwei Monate eröffnet ein neues Superrestaurant. In Wien ist die Lebensqualität höher, aber es ist auch weniger los.

Fußball
Ich habe in jedem Land einen Lieblingsklub, bin glühender Salzburg-Fan – und drücke auch Juventus und Barcelona die Daumen.

In 10 Jahren …
… will ich den Traum von einer eigenen Weinbar in New York realisiert haben.

Ich bereue …
… die falsche Frau geheiratet zu haben.

>> Kontakt

Palais Coburg
Restaurant Coburg
Coburgbastei 4
1010 Wien
+43 (0) 1/518 18-800
www.palaiscoburg.com

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