Bit-Coin-Bande erpresst Sternekoch mit schlechten Bewertungen!

Der deutsche Sternekoch Peter Frühsammer wird erpresst – und stellt den gnadenlosen Erpresserbrief online.
Feber 20, 2019 | Fotos: Shutterstock

Was wollen die anonymen Erpresser?

Die ersten Zeilen lesen sich wie die üblichen Anfänge schräger Spam-Mails – doch schnell wird hier klar, dass es eine hinterhältige Bande der Cyber-Unterwelt ernst meint. Peter Frühsammer, der von 1985 bis 1994 mit seinem Restaurant An der Rehwiese in Berlin einen Michelin-Stern kochte, wird erpresst. Und das auf hinterhältigste Art und Weise – und allem Anschein nach gnadenlos. „Bevor Sie diese Email leichtfertig als Spam oder Unsinn abtun, möchten wir Sie ausdrücklich davor warnen und auffordern sich den Inhalt genaustens anzuschaun (sic).“
So beginnt die Nachricht, die Frühsammer auf seiner Facebook-Page veröffentlichte. Was die Erpresser wollen? „Ganz einfach: Geld!“, so steht es in der Drohmail. Sollten nicht bis zum 25. Februar 300 Euro gezahlt werden, würde es auf Google schlechte Kritiken hageln. „Wir haben Ihnen gerade im Anschluss an diese Email eine Bewertung bei Google gegeben: 3/5’Ausbaufähig…’ achten Sie auf den Zeitstempel dieser Mail und der Bewertung, jetzt sollten Sie wissen dass wir nicht bluffen.“
Natürlich fragt man sich: Stehen die jetzt vor der Tür und schnappen mir mein Enkelkind weg? Oder meine Kinder? Gehen die an meine Pferde ran und stechen einer meiner Zuchtstuten den Bauch auf? Oder muss ich damit rechnen, dass wenn ich Brötchen holen gehe, ich nicht mehr nach Hause komme?
Peter Frühsammer über den Moment, in dem er die Drohmail zum ersten Mal las

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Wie weit werden die Online-Erpresser noch gehen?

Greifen die Erpresser auch zu anderen Mitteln?

Der Betrag soll in Bitcoin überwiesen werden, und zwar auf einen Bitpanda-Account. „Ich versichere Ihnen, bei erfolgter Zahlung verschwinden Sie von unserer Liste und haben Ihre Ruhe. Sollten Sie nicht zahlen (der Gang zur Polizei ist uns egal), erhalten Sie die versprochenen Konsequenzen….“ Dabei machen die Erpresser offenbar auch vor anderen Mitteln nicht Halt, denn im Brief heißt es nicht zuletzt: „Auch behalten wir es uns vor, Ihr Geschäft in Zukunft direkt zu attackieren.“
Gegenüber ROLLING PIN sagt Frühsammer: „Natürlich fragt man sich: Stehen die jetzt vor der Tür und schnappen mir mein Enkelkind weg? Oder meine Kinder? Gehen die an meine Pferde ran und stechen einer meiner Zuchtstuten den Bauch auf? Oder muss ich damit rechnen, dass wenn ich Brötchen holen gehe, ich nicht mehr nach Hause komme?“
Doch dem Koch war klar, dass er dem Druck nicht nachgeben würde. "Mir war sofort klar, dass ich das veröffentliche. Ich hab das dann auch innerhalb der nächsten fünf Minuten gemacht. Ich hab nicht einmal meine Frau gefragt, obwohl wir in der Regel alles besprechen. Aber da weiß ich auch, wie meine Frau tickt, und auch sie hätte gesagt: Tu, was du für richtig hältst!"
Das interessiert bei der Polizei niemanden. Die Kripo kann sich dar nicht drum kümmern, das ist denen völlig Wurscht.
Peter Frühsammer über seine Strafanzeige 

Wie geht es weiter?

Mittlerweile hat Frühsammer Strafanzeige wegen „betrügerischer Erpressung“ über das Online-Portal der Polizei gestellt. Doch dazu meint Frühsammer gegenüber ROLLING PIN: "Das interessiert bei der Polizei niemanden. Die Kripo kann sich dar nicht drum kümmern, das ist denen völlig Wurscht."
Besonders schlimm an dem Ganzen ist, dass die Betrüger wohl schon öfter Erfolg mit ihren Erpressungen hatten. Denn an einer Stelle heißt es: „Daher verfolgen wir unsere Ziele bis zur erfolgten Zahlung konsequent weiter. Und wir nehmen uns die Zeit, immerhin leben wir davon.“ Dass Online-Bewertungsportale über das Schicksal von Gastronomie- und Hotelbetrieben entscheiden können, ist weithin bekannt. Doch dass erpresserische Banden die Macht dieser Portale so lukrativ – und illegal – verwerten können, ist mehr als besorgniserregend. Wie es nun für Frühsammer weitergeht, bleibt abzuwarten. "Wir werden die Portale jetzt ein wenig genauer beobachten", meint Frühsammer gegenüber ROLLING PIN. Und: "Ich glaube, dass man das bekannt machen und muss und dass möglichst viele Gastronomen davon erfahren müssen." Seine mutige Veröffentlichung dieser Mail auf seiner Facebook-Page macht jedenfalls deutlich, dass dringender Handlungsbedarf im Umgang mit der Übermacht intransparenter Online-Bewertungsportale besteht. In diesem Sinne: Keep strong, Peter Frühsammer!
fruehsammers.de

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