Japan: Probleme mit Schmuggel von Wagyu-Bullen-Sperma

Japan sieht seine Marktanteile um das begehrte Rindfleisch bedroht und geht gegen Schmuggler vor.
März 22, 2019 | Fotos: Shutterstock

Ein kurioser Fall hat sich neulich am japanischen Flughafen von Osaka zugetragen, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Dort nahmen Zollbeamte zwei Männer fest, die eine eher ungewöhnliche und obendrein verbotene Fracht mit sich führten: Sperma von Wagyu-Bullen.
csm_wagyu-was-ist-dran-am-mythos-header_d80e422a70Wagyu bedeutet "japanisches Rind". Dazu zählen vier verschiedene Rassen. Das Fleisch ist aufgrund seiner Marmorierung und seines hohen Fettanteils sehr beliebt. 
Einer der Schmuggler war bereits bei der Einreise in Shanghai vom chinesischen Zoll gestoppt worden, da er sage und schreibe 365 Kunststoffröhrchen mit gefrorenen Wagyu-Embyonen im Gepäck hatte. Da der Mann ohne Zertifikat vom Veterinäramt unterwegs war, das in solchen Fällen vorgeschrieben ist, schickten ihn die Chinesen zurück nach Japan, wie die SZ schreibt. Dort wurde er wegen des Verstoßes gegen das Karantäne-Gesetz verhaftet. 

In Japan können Züchter das Sperma ihrer Bullen frei verkaufen

Da Wagyu-Fleisch aufgrund seiner Marmorierung und seines hohen Fettanteils sehr begehrt ist und international hohe Preise erzielt, regeln viele Länder die Rinderzucht streng. Die Veterinärbehörden führen genau Buch und schreiben vor, welche Kühe mit dem Sperma ganz bestimmter Wagyu-Zucht-Bullen besamt werden dürfen.
csm_Sperma-Header_bbcdc52484Wertvolles Wagyu-Sperma wird zur Schmuggelware.
In Japan ist es Züchtern bisher gesetzlich nicht verboten, das Sperma von Wagyu-Bullen frei zu verkaufen. Viele Anfragen kommen aus China, wie japanische Medien einen Wagyu-Züchter zitieren. Denn der chinesische Markt blieb für japanisches Rindfleisch bisher geschlossen, was der Grund dafür ist, warum chinesische Bauern versuchen, eigene Wagyu-Rinder zu züchten. 
Wertvolles Wagyu-Bullen Sperma wird da schnell zur Schmuggelware. Zuletzt sind mehrere Personen erwischt worden, die versuchten, ihre wertvolle Fracht unbemerkt durch die Flughafen-Kontrolle zu bekommen. 
Die Versuche, Wagyu-Rinder auch in anderen Ländern auf die japanische Art zu züchten, gibt es immer wieder, aber das sollte man nicht überbewerten.
Wagyu-Experte Frank Albers aus Deutschland über den Versuch, die japanische Wagyu-Zucht zu kopieren.
Den ausländischen Züchtern fehlten die über Tausend Jahre alte japanische Tradition und die Hingabe der Züchter: "Das fängt schon beim speziellen Kraftfutter an, was die Wagyu-Rinder bekommen", erklärt Albers. "Das Produkt ist später ein ganz anderes – ohne dieses uralte Wissen der japanischen Züchter."

Die Regierung erkannte das Exportpotenzial erst spät

Japan erkannte das Potenzial für den Export von Wagyu-Beef erst vor einigen Jahren. 1976 hatte Kaiser Hirohito bereits Wagyu-Bullen nach Hawaii verschenkt. Später wurden Wagyu-Rinder in die USA und nach Australien verkauft – Länder, die heute in der Lage sind, Wagyu-Beef wesentlich billiger zu produzieren als Japan. Auch China wäre dazu in der Lage, was erklärt, warum Japan um seine Marktanteile fürchtet. 
csm_Sperma_Header_b511fc421eBisher fehlt in Japan ein Gesetz, Sperma-Schmuggel wirksam zu bestrafen.
Daher hat die japanische Regierung bereits vor Jahren den Export von genetischem Material von Wagyu-Rindern streng limitiert und die Tiere zum "lebenden nationalen Kulturgut" erklärt. Aktuell exportiert Japan Wagyu-Beef im Wert von knapp 200 Millionen Euro, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Problematisch sei allerdings, dass die Zahl der Rinderbauern in den letzten Jahren zurückgegangen ist. 
Trotz des Export-Verbots versuchen Schmuggler aufgrund der großen Nachfrage immer wieder, mit Wagyu-Beef-Sperma in China oder Taiwan ein Geschäft zu machen. Das Problem: Bisher fehlt der Polizei eine gesetzliche Handhabe, den Sperma-Schmuggel wirksam zu bestrafen. Es bleibt also spannend, was die japanische Regierung unternehmen wird, um in Zukunft nicht ins Hintertreffen zu geraten. 

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