Monster-Alarm!

Nessie, King Kong, Yeti und Vampire können einpacken: Die Meerneunaugen schlagen sie alle. Wie man diese Monster wirksam bekämpft? Einfach essen!
März 31, 2016 | Fotos: Shutterstock

Meerneunauge

Dieses Getier kommt nicht direkt aus der Hölle, aber es sieht verdächtig danach aus. Zumindest ist es nichts für zartbesaitete Gemüter, die die Der Herr der Ringe-Trilogie schon als Horrorfilme mit unerträglichem Nervenkitzel bezeichnen würden. Sie sind eher etwas für jene, die hart im Nehmen sind. Oder solche, die einen Faible für Ungeheuer haben und beim Anblick von Krokodilen, Vogelspinnen oder Nacktmullen mit Vokabeln wie entzückend oder prächtig um sich werfen.

Yammie

Zu letzteren zählen definitiv die Mitglieder eines niederländischen, vom Künstler und Food-Archäologen Henri Roquas 2013 gegründeten Vereins, die das Meerneunauge auf den monsterlichen Thron heben und seiner (hässlichen? angsteinflößenden?) Andersartigkeit huldigen, indem sie es essen.

Wie man diese Biester kulinarisch am Besten verarbeitet? Bei einem gemeinsamen Dinner besagten Vereins, der doch immerhin 40 Mitglieder umfasst, konnte man sich in meerneunaugiger Hinsicht inspirieren lassen. So wurden als Vorspeisen Salat aus Meerneunaugen und Selleriewurzel mit Kartoffel-Espumas, garniert mit Löwenzahnsalat und Algenpulver sowie Blutwurst in Meerneunaugen-Bouillon mit Meersalat, knusprigem Buchweizen und Schachtelhalm-Gelee gereicht. Als Hauptgang kredenzte man Meerneunauge à la bordelaise und beim Dessert harmonierte das Meerneunauge überraschend mit Qualle und kam leicht als Parfait daher.

Die Tiere für diesen feinen 4-gängigen Schmaus stammten übrigens allesamt aus der französischen Aquitaine, der einzigen Gegend Europas, wo es Meerneunaugen noch in großen Mengen gibt.

Dass Meerneunauge wie Fisch schmeckt, weil es so aussieht, ist eine irrige Annahme. Vielmehr erinnert es an ein gut gegartes Rindersteak. Genau aus diesem Grund ist Meerneunauge auch seit jeher sehr beliebt: Fleisch war teuer und durfte beispielsweise während der Fastenzeit nicht gegessen werden. Da war Meerneunauge, das Fleisch sehr nahe kommt, eine willkommene Alternative. Nicht nur das Fußvolk, auch Könige und Adlige aßen es gerne.

Romeo und Julia im Quentin-Tarantino-Style

Eigentlich ist das Meerneunauge ein lebendes Fossil, denn es hat sich seit 550 Millionen Jahren nicht verändert. Es hat sich einfach nie zu einem richtigen Fisch entwickelt. Meerneunaugen sehen Aalen ähnlich und leben in den Flüssen und Meeren dieser Welt. Sie können bis zu 90 Zentimeter lang werden und haben einen runden Mund, der gespickt ist mit lauter Zähnen.

Damit können sie sich an Lachse, Wale und Delphine ansaugen, um deren Blut zu trinken. Das schwächt die ausgewählten Tiere dermaßen, dass sie oftmals sterben.

Auch die Fortpflanzung der Meerneunaugen erinnert an Graf Dracula und macht Charles Darwins Evolutionstheorie alle Ehre: Um sich zu vermehren, hängt sich das Meerneunauge an ein vorbei schwimmendes Weibchen und wickelt sich um sie, um die Eier aus ihrem Körper zu pressen. Dann ejakuliert es seine Samen über die Eier und daraufhin sterben beide. Also Romeo und Julia interpretiert nach Quentin Tarantino.

Vielleicht inspiriert der Meerneunaugen-Verein in Amsterdam ja Nachahmer. Denn: Vor gezähmten Monstern muss man sich nicht fürchten.

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