Dennis Kunze: Vom Commis zum General Manager – und sein zweites Leben am Herd
Mit 25 schon Maître auf einem der renommiertesten Kreuzfahrtschiffe, später Qualitätswächter für eine ganze Hospitality-Landschaft, dann wieder zurück zur See und heute zwischen Norditalien und Fernsehstudio: Dennis Kunze hat eine dieser Karrieren, bei denen man sich fragt, ob wie man so viel unter einen Hut bringen kann. Und als wäre das alles noch nicht genug, steht er inzwischen auch selbst am Herd.

Mit 25 schon Maître auf einem der renommiertesten Kreuzfahrtschiffe, später Qualitätswächter für eine ganze Hospitality-Landschaft, dann wieder zurück zur See und heute zwischen Norditalien und Fernsehstudio: Dennis Kunze hat eine dieser Karrieren, bei denen man sich fragt, ob wie man so viel unter einen Hut bringen kann. Und als wäre das alles noch nicht genug, steht er inzwischen auch selbst am Herd.

Lehrjahre auf hoher See
Kunze kam 2008 zur Kreuzfahrt und arbeitete sich zügig vom Commis de Rang zum Maître hoch: 2013 war er jüngster Maître in der Geschichte von Hapag-Lloyd Cruises. Auf der MS Europa 2 verantwortete er die gesamte Gastronomie an Bord. In diese Zeit fällt auch ein besonderer Ritterschlag für das Schiff: Es wurde von Douglas Ward zum besten Schiff der Welt prämiert.
Zum 30. Geburtstag stelte sich die klassische Seefahrerfrage: “Willst du ein Leben lang zur See fahren?” – oder doch an Land den nächsten Schritt machen? Kunze entschied sich für Landgang. Und landete im Umfeld von Dietrich Mateschitz.
Qualität als Jobbeschreibung
Als Quality Manager bekam Kunze eine Rolle, die gerade neu ins Leben gerufen worden war. Zuerst wurde er auf den Fidschi-Inseln eingesetzt, bevor er in Österreich maßgeblich daran beteiligt war, gemeinsam die Hospitality-Marke Tauroa ins Leben zu rufen, bei der er vier Jahre lang für Qualität und Performance zuständig war.
Nach Österreich zog es Kunze erneut nach Deutschland – weil Sternekoch Nelson Müller Unterstützung in seiner Hospitality-Struktur brauchte. Doch lange blieb es nicht beim Landprogramm: Ein Angebot führte ihn zurück zur Kreuzfahrt, diesmal in die Managementperspektive.
Er wurde Operations Manager für den Bereich Guest Services und Hoteladministration der Hapag-Lloyd-Flotte. Für Kunze schloss sich der Kreis seiner Seefahrerkarriere: nach Jahren an Bord jetzt die Managementperspektive. “Diese Position hat mich persönlich extrem glücklich gemacht. Der Job bei sea chefs für Hapag-Lloyd hat mich sehr erfüllt und ich hätte ihn auch nicht aufgegeben”, sagt der Hospitality-Profi. Doch dann kam es doch anders, denn ein Herzensprojekt rief ihn nach Norditalien.
Kunze leitet heute als übergreifender General Manager gemeinsam mit Hoteldirektorin aus der Eigentümerfamilie, Julia Engel, zwei Hotels in Grado: Laguna Faro Suites und Laguna Palace Hotel. Das Design der Hotels spiegelt seine Gastgeber-Philosophie wider: anspruchsvoll und luxuriös gestaltet, aber gleichzeitig bodenständig und ehrlich. “Das ist ein ganz besonderer Fleck und diese beiden Hotels erfüllen uns jeden Tag mit Stolz.”
Während seine professionelle Laufbahn sich im Servicebereich abspielte, war das Kochen immer schon eine geheime Passion für den heute 39-Jährigen. Der Auslöser dafür, mehr aus seinem Hobby machen zu wollen, kam ausgerechnet bei Nelson Müller: Bei einem Event fehlten Hände, und Kunze stand plötzlich in der Küche. Erstmals lernte er das Gefühl kennen, Gäste aus der Küchenseite heraus glücklich zu machen. Er wollte mehr davon.
TV-Feuertaufe und Dessert als Endgegner
2023 bewarb er sich bei der ZDF-Küchenschlacht – und gewann eine Folge. Subtext: “Wenn Kellner anfangen zu kochen.” Von Kollegen erntete er zuerst skeptische Blicke, dann Respekt. Später in der Championsweek schied er als vierter aus. Trotzdem entschloss er sich, befeuert von dieser Erfahrung, bei The Taste zu bewerben.
Nach dem aufwendigen Castingprozess schaffte er es bis ins finale Casting in München: “Frank Rosin gab mir ein Herz – ’Wir Seefahrer müssen zusammenhalten’, sagte er.” Kunze kam in die Show, schlug sich bis ins Mittelfeld und sah sogar Profis vor sich ausscheiden. Und dann kam das, was bei ihm schon vorher als Sollbruchstelle markiert war: Dessert. Als schließlich Johann Lafer mit Erdbeeren und anspruchsvoller Dessertaufgabe auftauchte, war für Kunze klar: Das ist nicht sein Revier. Punkt. Aber: die Erfahrung will er nicht missen – auch weil TV-Formate Hobbyköchen ermöglichen, „mediale Luft zu schnappen“ und die eigenen Grenzen kennenzulernen.
The Chefs – alles begann mit einem Dackel
Genau diese TV-Logik – dass es immer Gewinner und Verlierer geben müsse – wurde später zum Motor für etwas Neues. In Hamburg hatte Kunze über eine charmante Alltagskonstellation (die Nachbarinnen passten gelegentlich auf seinen Dackel auf) Nina und Tina von der Agentur bunt hamburg kennengelernt. Die beiden Kreativköpfe brachten mit der Frage “Wie geht es denn mit deiner Kocherei weiter?” einen Stein ins Rollen. Für Kunze war klar: Er wollte Kochen nicht mehr als sportliches Ausscheidungsrennen erzählen. “Kochen soll Freude, Liebe, Geselligkeit sein.” Und wenn es so ein Format noch nicht gibt, macht man eben eines.

So entstand “The Chefs heated up”: Gemeinsam mit Craig Taylor, Profikoch und ehemaliger Konkurrent in The Taste, wird pro Folge an unterschiedlichen – und bewusst unerwarteten – Orten ein Überraschungsdinner kreiert. Die Küche wird dort aufgebaut, wo normalerweise andere Dinge passieren: in einer Kunstgalerie, einer Autowerkstatt oder in einer Modeboutique. Der Grundgedanke hinter dem Format: Es sollte eine “Social Reality Cooking Show” werden.
Wer bei Youtube an Ringlicht und Handykamera denkt, liegt hier daneben. Die Folgen sind bis zu 45 Minuten lang und entstehen unter einem Aufwand, der mit manchen TV-Produktionen mithalten könnte.

Und doch liegt es in der Natur der Idee, dass man vorher nicht wissen kann, was passiert – inklusive allen Dingen, die schieflaufen können. Die erste Folge hatte gleich die passende Feuertaufe: draußen kochen, Regen, nur eine kleine Plane über der Küche. Dazu die typische Unruhe am ersten Drehtag und nicht ganz eingespielte Abläufe. Und doch ging am Ende alles gut.
Kunze betont: Er würde nie eine Kochjacke anziehen und sagen, er sei jetzt Koch – das sei eine Respektsache. “Ich bin Hobbykoch, der Spaß daran hat, vor der Kamera zu stehen.” Und diese Freude sieht man ihm an: in den ersten drei Folgen von “The Chefs heated up”, die es bereits auf Youtube zu sehen gibt.