Karriere: Arbeiten auf Kreuzfahrtschiffen

Die Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff ist nicht nur spannend, sondern bietet auch fabelhafte Aufstiegschancen. Machen Sie Karriere auf hoher See!
November 13, 2015

vier Herren des Kreuzfahrtschiffes Queen Elizabeth 2 stehen in Uniform an Deck Eine Kreuzfahrt ist emotional mit einem eigenen Mythos, mit Romantik und mit einer besonderen Erlebniswelt verknüpft. Man sieht andere Länder und Kulturen, lernt interessante Menschen kennen, hat ein riesiges Unterhaltungsangebot und genießt eine Fülle an kulinarischen Köstlichkeiten.“ Dietmar Wertanzl weiß, wovon er spricht – schließlich war er einmal Senior Vice President of Fleet Operations der renommierten Celebrity Cruises. Und die Passagiere teilen offensichtlich seine Meinung: Die Kreuzfahrtbranche befindet sich nach wie vor im Aufwärtstrend, die Buchungen zeigen ein stetes Wachstum und immer größere Schiffe bereichern das Angebot.

Dies bietet gute Chancen für alle, die auf einem Kreuzfahrtschiff arbeiten wollen und sich dort ein Leben voller Luxus und Abenteuer erhoffen. Geht man allerdings mit falschen Vorstellungen an die Sache heran, so kann man sehr rasch sehr alt aussehen! Daher sollte man genau wissen, welcher Job infrage kommt und ob man überhaupt für das Leben an Bord geeignet ist.
Auf größeren Cruiselinern gibt es mehr als 200 verschiedene Positionen. Zur Hotelabteilung (Hotel Department) gehört mit dem Hoteldirektor der nach dem Kapitän mächtigste Mann an Bord, dem unter anderem Zahlmeister und Buchprüfer unterstehen. Die Kombüse (Galley Department) entspricht der Küche eines Hotels und auch die F&B-Abteilung (Food & Beverage Department), die Barabteilung (Bar Department), die Etagenabteilung (Housekeeping Department), die Wellnessabteilung (Spa Department), die Casino-Abteilung (Casino Department) und die Unterhaltungsabteilung (Entertainment Department) mit Musikern, Sängern und Tänzern sind mit ihren Pendants in sehr großen Hotels an Land vergleichbar.

Typisch für ein Kreuzfahrtschiff sind dagegen die Brücke (Deck Department) mit Kapitän, Offizieren, Sicherheitsleuten und Matrosen, die technische Abteilung (Engine Department) mit Ingenieuren, Technikern und Handwerkern sowie die Kreuzfahrtabteilung (Cruise Staff Department) mit Kreuzfahrtdirektor, Gastgeberin, den Verantwortlichen für die Landausflüge, dem Sportdirektor und den Sportlehrern. An Bord gibt es weiters eine Kursabteilung (Instructors Department) mit diversen Kursleitern, eine Vortragsabteilung (Lecturer Department) mit Referenten und nicht zuletzt ein Schiffshospital (Medical Department) mit Schiffsarzt, Zahnarzt und Krankenschwestern. Genaueres über die einzelnen Positionen erfahren Sie im „Rolling Pin Cruise Book“.

das personal der queen elizabeth 2 in reih und glied empfäng an board Außergewöhnliche Arbeitsbedingungen.

Auch wenn die Art der Tätigkeit in vielen Fällen mit jener in einem Hotel vergleichbar ist, unterscheiden sich die Arbeitsbedingungen oft erheblich. Die Arbeitsverträge werden meist nur auf sechs bis neun Monate mit einem bis zwei Monaten Urlaub abgeschlossen, für leitende Positionen bisweilen länger. Die Wochenstundenzahl ist höher als an Land und beträgt je nach Art der Tätigkeit 70–80 Stunden! Dafür ist auch die Bezahlung meist höher – und man erspart sich einen Großteil der Lebenshaltungskosten. Je nach Position bekommt man ein festes Gehalt oder ein Fixum, zu dem Trinkgelder hinzukommen können. In der Regel bekommt man zwei Schecks pro Monat, die man sich an Bord normalerweise in US-Dollar auszahlen lassen kann.

Die Crew ist nach internationalem Seerecht durch eine Schiffshaftpflichtversicherung („Protection & Indemnity Medical Coverage“) des Reeders abgesichert, die bei Unfall, Krankheit oder Tod zur Auszahlung kommt. Sie ist aber nur eine Basisversorgung, die etwa Zahnbehandlungen oder Unfälle bei privaten Landausflügen nicht inkludiert und den Abschluss einer privaten Kranken- und Unfallversicherung nahe legt. Da man in der Zeit an Bord nichts in die staatliche Pensionsversicherung einzahlt, empfiehlt sich auch eine private Rentenvorsorge! Die Aufteilung der Personalkabinen, die sich in den untersten Decks befinden und regelmäßig auf Sauberkeit kontrolliert werden, erfolgt nach dem Platzangebot – ein Tausch muss vorher genehmigt werden. Wie die Kabinen so sind auch die Mahlzeiten gratis: Höhere Ränge speisen mit den Passagieren, die mittlere Führungsebene in der Offiziersmesse und die Mannschaften in der Mannschaftsmesse.

Auch für das Freizeitvergnügen der Mitarbeiter ist meist gesorgt: Auf großen Cruiselinern verfügt das Crewdeck über einen Freizeitbereich mit Sport- und Fitnesseinrichtungen sowie eine Crew-Bar. Daneben gibt es Partys, Discoabende oder Filmvorführungen und wer dienstfrei hat, unternimmt in den angelaufenen Häfen eine Shopping- oder Sightseeingtour. Bernhard Stacher kann auf eine langjährige Karriere auf See zurückblicken, darunter bei Silversea Cruises und The World of ResidenSea: „Natürlich ist neben harter Arbeit und großer Verantwortung auch für Amüsement Platz. Man muss allerdings sehr sozial eingestellt sein, da man 24 Stunden pro Tag von Menschen umgeben ist – wer viel Privatsphäre braucht, ist da fehl am Platz!“ Jürgen Woköck, Koch auf der AIDAblu, sieht das gelassen: „Im Sommer 2006 packte mich das Fernweh und ich bewarb mich bei AIDA Cruises in Rostock. Bereits im Oktober nahm ich an einem fünftägigen Vorbereitungsseminar in Rostock teil. Seit November arbeite ich als zweiter Schiffskoch und schippere im siebentägigen Rhythmus zwischen den Kanaren und Madeira herum. Die erste Zeit an Bord war schon eine Umstellung, doch bei rund 600 Kollegen aus aller Welt kommt Heimweh gar nicht erst auf – nach der Arbeit treffen wir uns in der Crew-Bar, spielen Skat, Tischfußball oder Schach.“

Hohe Anforderungen.

Hinsichtlich des Alters gibt es gewisse Beschränkungen – in der Regel muss man aber über 18 Jahre alt sein, bei manchen Kreuzfahrtlinien sogar über 21. Eine Obergrenze gibt es eigentlich nicht, für Neueinsteiger wird es aber ab 35 etwas eng. Eine medizinische Untersuchung soll gewährleisten, dass keine Leiden die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen – sollte man nicht gesund sein, so ist es besser, dies gleich anzugeben. Dietmar Wertanzl: „Im Allgemeinen ist eine solide Hospitality-Einstellung sehr wichtig. Wenn man motiviert und bereit ist, sich weiterzubilden, hat man gute Voraussetzungen. Daneben sind natürlich Belastbarkeit, Qualitätsbestreben und Genauigkeit wichtige Faktoren.“

Die nötige Berufsausbildung hängt selbstverständlich von der Art der angestrebten Position ab. Die Palette reicht von Jobs ohne bestimmte Qualifikation bis hin zu Jobs, die einen Universitätsabschluss voraussetzen – die genauen Anforderungen für die einzelnen Positionen sind ebenfalls im „Rolling Pin Cruise Book“ nachzulesen. Auch hinsichtlich der Berufserfahrung gibt es erhebliche Unterschiede: Während in leitenden Funktionen eine mehrjährige Praxis erwartet wird, kommt man im Einsteigerlevel vieler Tätigkeiten mit wenig oder ohne Berufserfahrung aus. Jedenfalls sollte man die Latte nicht zu hoch legen und sich vorerst für einen Job auf Einsteigerlevel bewerben.

Bei gehobenen Positionen werden neben Englisch wenigstens ein bis zwei weitere Fremdsprachen (Französisch, Italienisch oder Spanisch) erwartet, in den niedrigeren Ebenen reicht Englisch – bei vielen europäischen Reedereien ist auch die jeweilige Bordsprache erwünscht. Gewisse Anforderungen werden nicht zuletzt an die Persönlichkeit gestellt. In fast jedem Job an Bord hat man ständig mit Passagieren und ihren Eigenheiten zu tun – wer schüchtern, mürrisch oder gar leicht reizbar ist, hat hier nichts verloren! Dietmar Wertanzl: „Ich habe mich selbst immer an die fünf D gehalten: Desire (Sehnsucht), Determination (Zielbewusstsein), Dedication (Hingabe an den Beruf), Discipline (Disziplin) und Drive (Tatkraft). Fehlt eine dieser Komponenten, wird es schwierig, nach oben zu kommen.“

Dirk Schörner ist Hotelmanager AIDAaura: „Vor drei Jahren bin ich mit einer Freundin die Karibikroute auf der AIDAvita gefahren. Dies hat mir so gut gefallen, dass ich jetzt hier bin. Als Hotelmanager bin ich für die Bereiche Küchen, Restaurants, Bars, Rezeption, Housekeeping, Einkauf und Lagerverwaltung sowie für die Versorgung der Crewmitglieder verantwortlich. Dabei sind mir 290 Mitarbeiter unterstellt. Auch wenn der Hotelmanager viel zu tun hat, gibt es in den Zielhäfen die Möglichkeit, von Bord zu gehen, um etwas von den fernen Ländern zu sehen.“ Bis 2010 wird die AIDA-Flotte übrigens vier Neubauten erhalten und 2.000 neue Arbeitsplätze schaffen.

das Aida Kreuzfahrtschiff auf hoher See Geduldspiel Bewerbung.

Bernhard Stacher: „Entweder man lässt sich von einer Agentur vermitteln oder man bewirbt sich direkt bei einer Cruise-Line. Alle wichtigen Reedereien haben mittlerweile Online-Bewerbungsformulare auf ihren Internetseiten.“ Die schriftliche Bewerbung erfolgt dabei ähnlich wie jene für einen Hoteljob an Land. Wird diese auf Englisch gewünscht, so sollte man besser die Hilfe eines Übersetzers in Anspruch nehmen.

Ist die Bewerbung abgeschickt, dann kommt es nur selten vor, dass man sofort eine Antwort erhält. Normalerweise tut sich einmal eine Zeit lang gar nichts. Das ist aber kein Grund zur Beunruhigung – sogar große Kreuzfahrtlinien können Stellen nur besetzen, wenn diese frei sind. Daher ist es sinnvoll, nach zwei Wochen ein Erinnerungsschreiben zu senden, in dem man nachfragt, ob das Bewerbungsschreiben angekommen ist. Für gewöhnlich erhält man dann eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch, für das dieselben Regeln gelten wie in der Hotellerie an Land. Sollte auch das Erinnerungsschreiben unbeantwortet bleiben, so ist von Telefonanrufen abzuraten, da die meisten Kreuzfahrtlinien dies als aufdringlich empfinden. In diesem Fall dürfte man mit seiner Bewerbung die wichtigsten Kriterien für eine bestimmte Position nicht erfüllt haben: Alter, Ausbildung, Ausdrucksweise und Aussehen. Doch auch eine Absage muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass man keine Chance mehr auf einen Job hat. Vielleicht war einfach das Ziel zu hoch gesteckt und man muss die Erwartungshaltung etwas herunterschrauben und es nach ein paar Monaten mit einem neuen Bewerbungsschreiben versuchen.

Info: Die wichtigsten Vermittlungsagenturen

Apollo Ship Chandlers
www.apolloships.com/CustomerServices/RecruitAgContactinfo.asp
Connect – Worldwide Recruiting Agency
www.connectjobs.de
CSM Cruise Services GmbH
www.csm-cruise-services.de
Maritime Leisure Group
www.maritimeleisure.com – About Us – Contact
Nuwave Personnel Ltd.
www.nuwavepersonnel.com
müller, rehrl und partner
www.jobfinden.info
Sea Chefs
www.seachefs-cy.com
Seamariner Ltd.
www.seamariner.com
Viking Recruitment Services Ltd
www.vikingrecruitment.com
VIP International
www.vipinternational.co.uk
V.Ships Leisure
www.vships.com

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