Hotelier als Winzer! Liebelei oder Vision?

Wie man Edelhotels aufbaut und führt, weiß Thomas Althoff so gut wie kaum ein anderer. Doch nun wagt er sich als Weinbauer mit dem historischen Weingut Schloss Ortenberg auf neues Terrain. Ist das bloß der Spleen eines erfolgreichen Unternehmers oder doch mehr?
Oktober 12, 2023 | Text: Interview: Johannes Stühlinger | Fotos: Jigal Fichtner

Thomas H. Althoff leistet seit über 35 Jahren einen maßgeblichen Beitrag zur Gestaltung der deutschen Hotellerie. Gemeinsam mit seiner Frau Elke Diefenbach-Althoff gründete er das heute als Althoff Hotels bekannte Kölner Unternehmen im Jahr 1984 mit dem Hotel Regent International in Köln. Seitdem ist die Gruppe auf insgesamt 18 Hotels mit über 2.000 Zimmern in vier Ländern gewachsen. Seit zweieinhalb Jahren gehört nun auch das Weingut Schloss Ortenberg zum Unternehmen. Auf 45 Hektar wird hier Wein für den freien Markt produziert.

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Für seine Hotels ist Thomas Althoff international bekannt. Nun möchte er auch mit seinen Weinen für Furore sorgen

 

Thomas H. Althoff leistet seit über 35 Jahren einen maßgeblichen Beitrag zur Gestaltung der deutschen Hotellerie. Gemeinsam mit seiner Frau Elke Diefenbach-Althoff gründete er das heute als Althoff Hotels bekannte Kölner Unternehmen im Jahr 1984 mit dem Hotel Regent International in Köln. Seitdem ist die Gruppe auf insgesamt 18 Hotels mit über 2.000 Zimmern in vier Ländern gewachsen. Seit zweieinhalb Jahren gehört nun auch das Weingut Schloss Ortenberg zum Unternehmen. Auf 45 Hektar wird hier Wein für den freien Markt produziert.

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Für seine Hotels ist Thomas Althoff international bekannt. Nun möchte er auch mit seinen Weinen für Furore sorgen

Provokant gefragt: Wenn man erfolgreicher Unternehmer ist, leistet man sich als Statussymbol ein Weingut. Sehe ich das richtig?
Thomas Althoff: Bestimmt nicht als Statussymbol (lacht). Die Althoff Hotels haben sich als eine Säule eben die Gastro­nomie an sich auf die Fahnen geschrieben. Und zu guter Gastronomie gehört guter Wein. Freilich, deswegen braucht man noch kein eigenes Weingut. Aber es ist schon etwas, das dazu passt.

Kritiker sind für uns das A und O, um wahrgenommen zu werden!
Thomas Althoff über seinen Qualitätsanspruch

Anders wäre es, wenn ich als Unternehmer in einer gänzlich fremden Branche unterwegs wäre und sagen würde: „Jetzt brauche ich ein Weingut“. Dann könnte es vielleicht wirklich nur ein Statussymbol sein. Das ist bei uns aber sicher nicht der Fall. Ich habe mich über 20 Jahre  nach einem Weingut umgeschaut.

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Ein echter Hingucker: Das Schloss Ortenberg mit seinen idyllischen Weingärten

Wie und warum sucht man ganze 20 Jahre?
Althoff: Ich habe nicht Tag und Nacht nach einem Weingut gesucht. Ich habe 20 Jahre die Augen offenen gehalten. Ich wollte ein Weingut finden, das einen qualitativ hohen Anspruch hat oder wo man einen qualitativ hohen Anspruch realisieren kann. Und mir war wichtig, dass das Weingut eine Größe hat, die einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglicht.

Ich habe mir Weingüter in Frankreich, Deutschland, Spanien und Südafrika angeschaut. Das hat alles nicht gepasst. Jetzt haben wir vor drei Jahren in der wunderschönen Ortenau, die ist Bestandteil des Weinbaugebietes Baden im Südwesten Deutschlands, ein wunderschönes Weingut gefunden, das die besten Lagen in Baden hat, das beste Team und eine interessante Betriebsgröße.

Was heißt das in Zahlen?
Althoff: Das Weingut hat eine Größe von 45 Hektar. Das ist im internationalen Vergleich eher klein, aber im deutschen Vergleich ein eher größeres Weingut. Das ist die Voraussetzung, um sowas dauerhaft wirtschaftlich machen zu können. Zumal in unserer Konstellation ich nicht der Winzer bin, der jeden Tag im Weingut arbeiten kann und alles macht, wie es in vielen Betrieben in Europa der Fall ist. Durch die Struktur unseres Unternehmens sind die Kosten höher …

Trotzdem haben Sie auch gesagt, es geht nicht nur um das Unternehmerische?
Althoff: Ich bin einmal im Monat vor Ort und sehr eng im Kontakt mit den Leuten auf dem Weingut. Wir haben offiziell vor zweieinhalb Jahren übernommen und zuerst einen Masterplan entwickelt, in dem wir festgeschrieben haben, wie das Weingut in dreieinhalb und in 20 Jahren aussehen soll. Jetzt sind wir dabei, diesen abzuarbeiten.

Doch gerade am Anfang sind die meisten Entscheidungen zu treffen. Deswegen gibt es im Moment noch mehr Aufwand von meiner Seite – und darüber freue ich mich. Weil eben sehr viel Leidenschaft meinerseits in diesem Vorhaben steckt.

Aber am Ende geht es um den Wein. Was kommt da bei Ihnen raus?
Althoff: Die Hauptsorten sind weißer Burgunder, grauer Burgunder, Chardonnay, ein bisschen Sauvignon Blanc – und auch der Spätburgunder als Rotwein. Außerdem haben wir in Baden einen sehr hohen Rieslinganteil. Genau das ist etwas, das wir gerade ändern. Unsere Vision ist es, die besten Burgunderweine zu produzieren. So wollen wir uns profilieren und Weine anbieten, bei denen der Kunde sagt: „Wow, das ist toll. Das ist etwas, das verbinde ich mit der Region.“ Und idealerweise mit dem Weingut Schloss Ortenberg.

Gleichzeitig haben Sie die Luxussituation, selbst über viele Betriebe in Ihrem System zu verfügen …
Althoff: Wir haben nicht das komplette Angebot des Weingutes auf den Karten, sondern ausgesuchte Weine. Der Vertriebskanal unserer Hotels ist bloß ein kleiner Anteil am Absatz des Weinguts. Zumal wir den Hotels die komplette Freiheit lassen möchten, was sie auf der Karte führen.

Die Gäste müssen keinen Schloss-Ortenberg-Wein trinken. Das wäre eine unzulässige Einengung. Das Weingut produziert im Jahr so 300.000 Flaschen Wein und da ist nur der kleinste Teil über die Hotels abzusetzen. Weil so viele Hotels haben wir auch nicht – es sind ja nur 18.

Das heißt auch, dass Sie am freien Markt funktionieren müssen. Sind Kritiker für Sie also relevant?
Althoff: Sie sind das A und O! Ohne Kritiken werden wir nicht wahrgenommen werden und kommen nicht in der Fachpresse vor. Dazu muss man sagen: Das Weingut Schloss Ortenberg hat vorher auch schon gute Weine gemacht.

Wir haben die Stilistik und die Ausbaumethode geändert. Es geht um eine komplette Qualitätsoffensive für das ganze Weingut. Und das fängt an bei den Reben und geht bis in die Details beim Ausbau der Weine. Aber wir freuen uns, dass es uns schon letztes Jahr gelungen ist, auch auf einer öffentlichen Bühne präsent zu sein.

Dieses Jahr hat sogar der große Robert Parker fünf unserer Weißweine mit über 90 Punkten bewertet und unsere Rotweine sind noch gar nicht auf dem Markt. Es ist schön, wenn es gelingt, eine solche Qualität zu einem attraktiven Preis zu produzieren.

Geht sich bei einer solchen Preispolitik auch das Thema Nachhaltigkeit noch aus?
Althoff: Nachhaltigkeit ist für uns das wichtigste Thema überhaupt! Wenn man so ein Weingut mit 600 Jahren Tradition übernimmt, fühlt sich diese Verantwortung für eine bessere Zukunft sogar noch größer und schwerer an. Da gehört etwa dazu, wie man mit dem Boden umgeht. Wir haben die Böden in einem speziellen Institut in New York analysieren lassen. Daraus können wir jetzt ableiten, was unseren Böden gut tut und was wir ändern müssen.

Nachhaltigkeit geht eben nicht von heute auf morgen, das ist ein Prozess. Und den haben wir auf vielen Ebenen angestoßen.

wso-wein.de

www.althoffhotels.com

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