Meister-Flair-Bartenderin Ami Behram Shroff: Indiens Femme Genial

Warum Tom Cruise die Karriere von Ami Shroff beeinflusste, wie sie ausgerechnet in Indien als lesbische Flair-Bartenderin reüssierte und damit den Frauen einer ganzen Nation Hoffnung auf Emanzipation macht.
September 8, 2022 | Text: Claudio Honsal | Fotos: Arundhati Chakraborty

Vorab zur Einordnung: In Indien leben momentan 1,41 Milliarden Menschen. Das macht 18,2 Prozent der Weltbevölkerung aus. Rund 681 Millionen davon sind Frauen. Und Ami Behram Shroff ist eine von ihnen. Doch sie sticht unter allen anderen hervor. Denn Ami ist einfach in jeglicher Hinsicht anders. Sie hat in ihrer Heimat Tabus gebrochen und Mauern niedergerissen – mit dem, was sie tut und sagt.

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Vorab zur Einordnung: In Indien leben momentan 1,41 Milliarden Menschen. Das macht 18,2 Prozent der Weltbevölkerung aus. Rund 681 Millionen davon sind Frauen. Und Ami Behram Shroff ist eine von ihnen. Doch sie sticht unter allen anderen hervor. Denn Ami ist einfach in jeglicher Hinsicht anders. Sie hat in ihrer Heimat Tabus gebrochen und Mauern niedergerissen – mit dem, was sie tut und sagt.

rp268-bip-Ami-Shroff-1In vielschichtiger Art und Weise – was aber offensichtlich ist: Shroff ist bekennende Lesbe. Und sie ist Indiens erste weibliche Flair-Bartenderin. Wie das kam? Das ist ihre ganz eigene Geschichte. „Ich hatte das Glück, mich durch mein Umfeld und meinen Beruf emanzipieren zu können und werde mein Leben lang dafür kämpfen, dass jede Frau in Indien so einen Weg einschlagen kann“, sagt sie.

Fakt ist: Frauen werden in Indiens Gesellschaft bis heute benachteiligt und unterdrückt, sind immer wieder Opfer sexuell motivierter Gewalt, weibliche Föten werden gezielt abgetrieben. In fast allen Bereichen bestimmen Männer den Gang der Dinge — auch in der Barszene. Und 2003 war die Situation noch weit rückschrittlicher als heute. Es war das Jahr, in dem Ami beschloss, ihre vorgegebene Berufslaufbahn zu verlassen und Bartenderin zu werden. 

Tom Cruise war schuld an Shroffs Karriere

„Ich hatte da diesen Film ‚Cocktail‘ gesehen, in dem Tom Cruise einen Barkeeper spielt und einige grundlegende Flair-Moves zeigt. Genau dieser Aspekt des Barkeepings  hat mich fasziniert, förmlich in den Beruf gezogen und das ist immer noch ein großer Teil dessen, warum ich dabei geblieben bin“, erzählt der Freigeist.

An alle Frauen: Bitte verlasst eure Komfortzone. Es ist möglich  – überall!
Ami Behram Shroff, Bartenderin & Rebellin

Nachsatz: „Manchmal müssen wir einfach unsere Grenzen herausfordern, um sie zu durchbrechen. Wir selbst bauen Mauern auf, von denen wir glauben, dass sie nicht überwunden werden können. Es ist völlig in Ordnung und auch anzuraten, manchmal die vertraute Zone zu verlassen.“ Passiert ist genau das in einem Urlaub, als Ami geheimen Unterricht bei Shawn D’Souza, einem Flair-Barkeeper auf Goa, nahm. Es war binnen weniger Mixturen um sie geschehen. Quasi Liebe auf den ersten Blick.

Doch während sie ihrer neuen Leidenschaft nachging, hatten ihre Eltern, der Vater ein Richter, die Mutter Universitäts-Professorin in Mumbai, keine Ahnung, was ihre Tochter nach den Unterrichtsstunden am renommierten Jai Hind College  trieb. „Mein Vater war schockiert, als er erfuhr, dass ich keine Promotionjobs machte, sondern längst hinter den Tresen diverser Bars erste Erfahrungen sammelte“, erinnert sich Shroff.

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„Black Martini“ – einer von Shroffs Signature-Cocktails

Die Faszination rührte allerdings gar nicht von dem, was im Glas landete: Das Jonglieren von Flaschen, Balance halten und die richtige Mitte finden hatten ihr Interesse geweckt. „Es geht darum, ein Objekt zu steuern und zu manövrieren – im Leben genauso wie auf der Showbühne.“ Und ihre ersten coolen Moves hat sie tatsächlich von Tom Cruise abgeschaut. 

Ein Role-Model der Emanzipation

Heute, fast 20 Jahre später, hat Shroff selbst eine filmreife Karriere hingelegt – und so ziemlich alles erreicht, was man in der Flair-Szene erreichen kann. Sie ist zigfache Bartender- und Flair-Bartender-Meisterin, hat in den besten Bars Mumbais wie dem „JW Marriott“ oder dem „London Taxi“ als Barchefin gearbeitet, professionelle Exkursionen nach Schweden, England, Thailand oder Bangladesh unternommen und ist etwa diesen Sommer als Produkt-Promotorin von Festival zu Festival gedüst.

Nebenbei hält sie Bartender-Kurse in ganz Indien ab und gibt jungen Menschen Unterricht im Jonglieren. „Ich habe meine Mitte, meine richtige Balance längst gefunden. Im Beruf und im Privatleben.“ Shroff hat schon viel bewegt und verkündet mit Stolz, dass mittlerweile 20 Prozent der Barkeeper in Indien weiblich sind.

Dennoch ist es ihrer Meinung nach für eine Barkeeperin immer noch die größte Herausforderung, anders behandelt zu werden. „Es gibt Leute, die einfach dumme sexistische Witze machen, das nervt. Es gibt subtile Diskriminierung und Machtspiele in der von Männern dominierten Branche, aber das macht mich nur stärker, gibt Selbstvertrauen.“

Im Vorjahr wurde selbst Netflix auf die 36-jährige Powerfrau aufmerksam und drehte mit der Rebellin als Host die einstündige Dokumentation „Midnight in Asia“ über das Nachtleben in Mumbai. Seither wird Ami in ganz Asien auf der Straße erkannt und kommt ihrer Mission noch konsequenter nach: „Frauen, verlasst eure Komfortzone. Es ist möglich – überall!“  

Ami Behram Shroff

1986 in Mumbai als Tochter einer Universitätsprofessorin und eines Richters geboren, wuchs Ami Shroff in Indien in behüteten Verhältnissen auf. Sie besuchte in Mumbai die Queen Mary School und das Jai Hind College, wo sie ihren Bachelor in Philosophie und -Politikwissenschaft abschloss. 2003 lernte sie auf Goa einen Flair-Bartender kennen – er inspirierte sie. Und so wurde Ami der erste weibliche Flair-Bartender Indiens. Infolge heimste sie unzählige Meistertitel ein. Heute arbeitet sie freiberuflich als Produktpromotorin,  unterrichtet Flair-Bartending und hält Jonglierkurse.

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