11 Fragen an Francesca Bortolotto Possati

Ungekrönte Königin Venedigs, Eigentümerin des größten unabhängigen Hotels Italiens. Francesca Bortolotto Possati hat mit den Bauer Hotels ein Luxusimperium geschaffen.
Feber 2, 2017 | Text: Marion Wolf | Fotos: Bauer Hotels

Francesca Bortolotto Possati

Grande Dame Venedigs

Die Visionärin gilt als die Frau mit den besten Connections in ganz Venedig – und weit darüber hinaus. Daneben ist Francesca Bortolotto Possati Interior-Designerin, Vorstand der Save-Venice-Stiftung und Autorin des Buches Venetian Chic. Im Zentrum der Arbeit der Hotelière stehen die Bauer-Hotels mit einem geschätzten Umsatz von 50 Millionen Euro im Jahr – und dem Flagship, dem Bauer Palazzo am Canal Grande mit seinem Prunkstück, der Royal Suite mit einer Tagesrate von bis zu 15.000 Euro. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte Bortolotto Possati 1997 das Familienerbe übernommen und baute es zu einem Luxusimperium aus – mit besonderem Fokus, das historische Erbe zu bewahren. Insgesamt umfasst es drei Hotels: das Bauer Palazzo mit 191 Zimmern sowie das Palladio Hotel & Spa mit 79 Zimmern und die Villa F mit elf Residenzen, beide auf der venezianischen Insel Giudecca.

1. Ungekrönte Königin Venedigs werden Sie genannt. Berührt Sie das?

Ich mag das Wort Königin nicht, obwohl es sich manchmal anfühlt, als hätte ich so viel Verantwortung wie eine Königin. Venedig ist schon immer eine sehr inspirierende Stadt gewesen, nicht nur für Künstler. Auch Frauen haben hier schon immer eine entscheidende Rolle gespielt – in der Kunst und in der Wirtschaft. Vielleicht steckt das in den Genen als Erbe der Kurtisanen.

Grande Dame Venedigs

Die Visionärin gilt als die Frau mit den besten Connections in ganz Venedig – und weit darüber hinaus. Daneben ist Francesca Bortolotto Possati Interior-Designerin, Vorstand der Save-Venice-Stiftung und Autorin des Buches Venetian Chic. Im Zentrum der Arbeit der Hotelière stehen die Bauer-Hotels mit einem geschätzten Umsatz von 50 Millionen Euro im Jahr – und dem Flagship, dem Bauer Palazzo am Canal Grande mit seinem Prunkstück, der Royal Suite mit einer Tagesrate von bis zu 15.000 Euro. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte Bortolotto Possati 1997 das Familienerbe übernommen und baute es zu einem Luxusimperium aus – mit besonderem Fokus, das historische Erbe zu bewahren. Insgesamt umfasst es drei Hotels: das Bauer Palazzo mit 191 Zimmern sowie das Palladio Hotel & Spa mit 79 Zimmern und die Villa F mit elf Residenzen, beide auf der venezianischen Insel Giudecca.

1. Ungekrönte Königin Venedigs werden Sie genannt. Berührt Sie das?

Ich mag das Wort Königin nicht, obwohl es sich manchmal anfühlt, als hätte ich so viel Verantwortung wie eine Königin. Venedig ist schon immer eine sehr inspirierende Stadt gewesen, nicht nur für Künstler. Auch Frauen haben hier schon immer eine entscheidende Rolle gespielt – in der Kunst und in der Wirtschaft. Vielleicht steckt das in den Genen als Erbe der Kurtisanen.

Es macht mich sogar stolz, dass ich fast jede Woche gefragt werde, ob ich verkaufen möchte.
Francesca Bortolotto Possati führt mit den Bauer-Hotels das größte unabhängige Hotel Italiens

2. Welches Gefühl wollen Sie den Gästen vermitteln, wenn sie das Bauer Palazzo betreten?

Natürlich muss alles seine Ordnung haben, elegant und schön sein. Besonders wichtig ist mir aber auch der Geruch. Mehr als alles andere. Gemeinsam mit einem Labor in Venedig habe ich eine Kosmetiklinie entwickelt, dazu gehört auch der Duft „Aria di vi“, der wirklich besonders ist und den ich nie verändert habe. Es ist der Bauer-Duft. Nicht wie ein Parfum, sondern eher wie eine Persönlichkeit, die die Gäste virtuell begrüßt und sie in eine gute Stimmung versetzt. Das ist wie der spezielle Sound der Stadt mit ihren über 100 Kirchen, der unterbewusst einfach dazugehört. Die Kombination kreiert sehr subtil ein Ambiente, das sich komplett von dem in New York, Paris oder Wien unterscheidet.

3. Wie schwierig ist es heute, als Hotelier unabhängig zu bleiben? Sicher stehen bei Ihnen Investoren Schlange.

Das ist wahnsinnig schwer. Und es macht mich sogar stolz, dass ich fast jede Woche gefragt werde, ob ich nicht verkaufen möchte. Wir sind schließlich das größte unabhängige Hotel Italiens und zudem ein Kultwahrzeichen Venedigs. Jede Kette will hier vertreten sein. Manchmal ist es schon hart, vor allem wenn man wie ich Perfektionistin ist. Manchmal frage ich mich, ob es mir gelingt, innovativ genug zu sein, um den feinen Unterschied auch in Sachen Qualität zu setzen.

Francesca Bortolotto Possati

4. Was unterscheidet den Hotelmarkt der Lagunenstadt von anderen?

Ich würde gar nicht von den Besonderheiten in Venedig sprechen, sondern davon, dass wir auf eine neue Ära von Hotels zusteuern, Kathedralenähnliche Hotelkomplexe werden mit den Dimensionen eines Einkaufszentrums überall auf der Welt errichtet. Das geht mir zu weit. Diese Entwicklung ist auch dem Markt geschuldet. Daher ist es umso wichtiger, dass es auch unabhängige Persönlichkeiten wie mich in diesem Business gibt, die ihre Identität einbringen. Denn schließlich werden die Hotels zu einer Art Botschaft. Deshalb müssen wir uns als Hoteliers auch um die Sprache des Landes und der Stadt als Teil der Geschichte bemühen.

5. Ich habe gehört, dass Sie ein Hotel in New York oder Moskau planen.

Das war vor einigen Jahren. Wenn ich heute ein Hotel planen würde, so wie es mir gefällt, dann wäre das in China. Ich war viel dort, besonders in Shanghai, das sehr international geprägt ist. Dort würde ich testen, ob es möglich ist, das europäisch-venezianisch geprägte Erbe zu etablieren. Bisher gibt es dort nur große Ketten, aber ich denke, die Zukunft liegt in der Boutiquehotellerie.

6. Wie viel mussten Sie investieren, als Sie das Hotel in den 90er-Jahren übernommen haben?

Über 100 Millionen Euro. Und jetzt, nach fast 15 Jahren, bin ich an dem Punkt, dass ich wieder von vorne anfangen muss. Dazu gehören auch die Restaurants, das ist die komplizierteste Aufgabe. Zimmer, Bäder oder auch die Lobby erzählen ihre eigene Geschichte. Technik ist etwas, was man nicht wirklich sieht, sie muss einfach funktionieren. Aber ein Restaurant folgt ganz anderen Gesetzen. Wenn es sich um ein Sternerestaurant handelt, ist das eine Sache, aber wenn es keine Bewertung hat, ist die große Herausforderung, ihm eine eigene Identität zu geben.

Bauer Hotel, Venedig

7. Das richtige Maß an Erhalt historischer Substanz, modernen Anforderungen und Finanzierbarkeit gleicht sicher einem Balanceakt.

Die schwierigste Aufgabe besteht genau darin, herauszufinden, wo die Grenzen liegen. Was ist möglich? Natürlich ist es leicht, alles abzureißen und zeitgemäß zu bauen. Deshalb sehen auch viele Hotels nahezu gleich aus und die Branche kopiert sich gegenseitig. Wenn man aber ein historisches Gebäude wie das Bauer hat, ist man mit Vor- und Nachteilen, mit unterschiedlichen Epochen und Kunststilen konfrontiert. Da muss man einfach Entscheidungen treffen. Was man erhalten muss, sind das Gefühl und der Schick, der nicht ni­gel­na­gel­neu aussieht.

8. Einer der luxuriösesten Orte Venedigs ist die Royal Suite des Bauer-Hotels. Wie oft haben Sie selbst darin übernachtet?

Nur in meiner Hochzeitsnacht – und das war noch nicht einmal geplant. Es war wirklich ein Zufall, weil unser Flug in die USA damals nicht ging. Aber die Royal Suite war damals noch nicht das, was sie heute ist. das war, bevor ich in den Betrieb eingestiegen bin. Aber das Gefühl war trotzdem fantastisch.

9. Hand aufs Herz, wie viele Tage im Jahr ist die Suite gebucht?

Natürlich ist die Royal Suite nicht unser Verkaufsschlager, da man den größten Diamanten nicht jeden Tag des Monats verkauft. Ich würde sagen, die Auslastung liegt abhängig von der Saison bei 25 Prozent. Aber wir haben auch noch 40 andere Suiten, die Präsidentensuite etwa, die ist sehr gefragt und zu 50 Prozent ausgebucht – und natürlich auch etwas erschwinglicher. Wobei die Herangehensweise eben eine andere ist. Die Royal Suite ist einfach einzigartig in der Stadt.

Venedig war schon oft Schauplatz Hollywoods. 2010 drehte Angelina Jolie hier für den Blockbuster „The Tourist“ – und Francesca Bortolotto Possati organisierte die entsprechend extravagante Unterkunft. Gemeinsam mit Brad Pitt und ihren Kindern residierte das damals noch Glamourpaar mehrere Monate in einem ganzen Flügel des Bauer Palazzo.

Francesca Bortolotto Possati

10. Mit welcher Vision von der Marke Bauer sind Sie vor 20 Jahren angetreten und was ist daraus geworden?

Einen Traum hatte ich nicht wirklich. Mein Großvater selbst war ein Visionär, deshalb habe ich versucht, mir vorzustellen, wie er das Hotel erdacht hat. Mit derselben Energie bin ich herangegangen und ich glaube, es ist mir geglückt. Heute verbindet weltweit jeder das Bauer mit mir.

11. Ich nehme an, das macht Sie sehr stolz.

Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist. Es macht es für mich auch schwer, mein Leben zu verändern. Was ich vielleicht eines Tages tun möchte. Wer weiß? Das Hotel ist wie ein Theater, the show goes on – jeden Tag. Du stehst auf der Bühne und das macht schon süchtig, weil dieser Mix so viel Adrenalin ausschüttet, dass man nicht ohne ihn leben kann.
www.bauervenezia.com

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