Die nächsten Start-up-Millionäre?

Sie sind am Drücker und wissen, was die Hospitality-Branche braucht, um am Puls der Zeit zu sein. Im Start-up-Programm Metro Accelerator treiben diese Firmengründer ihr Konzept zur Marktreife.
Feber 24, 2017 | Text: Marion Wolf | Fotos: Claudio Martinuzzi

Start-ups Metro Accelerator by Techstars

600 Bewerber, 120.000 Euro Startkapital, 3 Monate Mentorenprogramm

Über 600 Bewerber, 120.000 Euro Startkapital, drei Monate geballtes Mentorenprogramm im Coworking-Space in Berlin. Das ist der Metro Accelerator powered by Techstars, der im Oktober 2016 in seine zweite Runde startete. Zehn Start-up-Teams aus sieben Ländern – von Deutschland über Kanada bis nach Israel und Australien – haben es in die Auswahl geschafft, um ihre Geschäftsideen rund um die Wertschöpfungskette der Hospitality- und Gastronomie-Branche weiterzuentwickeln.

Stichwort digitale Lösungen. Klingt abstrakt, ist aber alles andere als das. Da ist zum Beispiel ein Unternehmen, das sich auf die Fahne geheftet hat, die Überwachung der Kühlkette von Produkten zu revolutionieren, um durch eine lückenlose Temperaturüberwachung der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken. Oder ein Personalassistent für kleine Restaurants, der die Besitzer bei der Personalplanung unterstützt und so Zeit und Geld spart. Denn darum geht es: „Die Idee ist nachvollziehbar für einen Gastronomen, Restaurateur, Kneipenbesitzer oder Hotelier.

Dann schauen wir uns das an, sonst nicht“, beschreibt Metro-CEO Olaf Koch die Kriterien für die Auswahl der Start-ups. „Aber das Entscheidende, was wir auch in dem Prozess mit Techstars gelernt haben, die das seit über zehn Jahren machen, ist am Ende die menschliche Komponente. Ist da die richtige Attitüde dabei, gestalten, lernen, sich verändern und sich permanent neu definieren zu wollen?“ Die beste Idee und das brillanteste Konzept seien nichts wert, wenn es nicht eine Gruppe von Leuten gibt, auf die gebaut werden kann.

Eine Branche kommt in Bewegung

Seit Oktober 2016 ist viel passiert. Die Start-ups bezogen ihre Büros im German Technology Entrepreneurship Center in Berlin, hatten 120 Mentoren aus dem Hospitality-Bereich zur Seite und bekamen durch das Accelerator-Programm Zugang zu Marktexpertise sowie zum Metro-Kunden- und zulieferer-Netzwerk. Die perfekte Basis, um ihre Businessmodelle zu schärfen, sie am Markt zu positionieren und zu etablieren.

Ein Prozess, an dem die Start-ups gereift sind. Keines ist mehr wie am Anfang. Allein drei der zehn Firmengründer unterzogen in der Zeit ihr Businessmodell einem kompletten Redesign. Was sogar so weit ging, dass sie ihr Branding und ihre Positionierung am Markt änderten. In der Praxis merkten sie etwa, dass der Name nicht funktioniert, besonders wenn man sich international etablieren will. Und so wurden die elementarsten Dinge noch einmal auf den Kopf gestellt. Aus „resment“ etwa wurde „Frag Paul“ bzw. englisch „Ask Paul“.

Ein griffiger Name, der sogleich den gesamten Auftritt des Produkts positiv beeinflusste und Olaf Koch in seiner Entwicklung während des Programms beeindruckte. „Man merkt, dass eine Branche in Bewegung gerät und dass wir auf einmal Menschen haben, die sich für diese Branche begeistern. Wenn jemand herkommt und sagt: ‚Das Thema Personalverwaltung ist spannend‘, sagen viele: ‚Das soll ein spannendes Thema sein? Wusste ich noch gar nicht.‘ Aber wenn man dann versteht, was für einen Aufwand die Mittel- und Kleinbetriebe haben und wie man mit neuen Lösungen diesen Aufwand minimieren und die Qualität maximieren kann, damit Kosten senken und Ressourcen auf die Kunden und den Betrieb fokussieren kann, dann ist das ein Aha-Moment.“ So die Konzeptidee hinter Frag Paul.

Auf die Probleme der Zielgruppe ausgerichtet

Bei den Firmengründern von Smunch stand eine ganz konkrete Problematik im Mittelpunkt ihrer Überlegungen: Teure Technik wie die Küchen der Gastronomen ist nicht ideal ausgelastet. Das kann optimiert werden, indem eine neue Dienstleistung angeboten wird – nämlich Mittagstisch, der ausgeliefert wird. „Das sind genau die Sachen, auf die ich gehofft hatte. Dass uns Leute mit Dingen überraschen, die sich mit der Problematik unserer Zielgruppe auseinandersetzen“, so der Metro-CEO.

Olaf Koch, Metro CEO

Zwölf Wochen Vollgas

Durch die kurze Accelerator-Zeit von nur zwölf Wochen waren die Start-ups ständig gefordert und wurden darin bestärkt, klar ihr Konzept, ihre Zielgruppe und ihren Mehrwert für den Kunden zu formulieren –und zwar nicht etwa in einer halben Stunde, sondern in 180 Sekunden. Einem sogenannter Elevator Pitch als Teil des Förderprogramms. Bewusst motivierte Olaf Koch die Teilnehmer auch, sich mit folgenden Fragen auseinanderzusetzen: Wie groß ist der Markt? Welchen Beitrag leiste ich für die gesamte Branche? Wie attraktiv ist der Mehrwert des Unternehmens?

So viel zur Vorgabe für die Firmengründer, doch wie sehen die Zielsetzungen der Initiatoren des Förderprogramms aus? „Wir wollen die Digitalisierung in der Gastronomie und Hotellerie aktiv mitgestalten und unseren Kunden genauso wie den Start-ups dabei helfen, erfolgreicher zu werden,“ so Olaf Koch. Dafür nehmen Metro und Techstars jeweils sechs Prozent der Unternehmensanteile, wollen aber bewusst vermeiden, dass der Gründer relativ schnell marginalisiert wird und andere die wirtschaftliche Kontrolle übernehmen.

Erste Erfolgsmeldungen

Im Dezember 2016 dann das Highlight des Metro Accelerator, der Demo Day, an dem jedes Team sein Unternehmen und die innovative Businessidee dahinter 300 potenziellen internationalen Investoren, Experten und Multiplikatoren präsentierte. Seitdem konnten einige Türen aufgestoßen werden. Tsenso – die Cloud-Lösung, die alle Temperaturdaten eines Produkts entlang der Lieferkette zentral verknüpft – etwa gelang es, sein Partnernetzwerk zu erweitern. Neben der Uni Wageningen werden die Macher von der Uni Bonn und der Uni Hohenheim unterstützt, die sich seit Jahren mit den Themen Lebensmittelsicherheit bzw. -hygiene beschäftigen. Für die Standardisierung konnten sie zudem das Interesse des Unternehmens GS1 Germany gewinnen.

Auch die Erfolgskurve von Hoard, einem Rezeptionsmodell für Ferienvermietungen, zeigt steil nach oben. Mit Airbnb konnten sie bereits in acht Länder und 20 Städte expandieren. Zudem sind sie in der letzten Runde einer Ausschreibung eines großen E-Commerce-Händlers für Paketlieferungen in 17 deutschen Städten und haben begonnen, mit mehreren Logistikunternehmen zusammenzuarbeiten.

Doch auch in der Highspeed-Welt der Digitalisierung brauchen Erfolgsmodelle Zeit. Mit wirklichen Ergebnissen kann deshalb frühestens in einem Jahr gerechnet werden. Von April bis Juni läuft bereits die Bewerbungsphase für die neue Accelerator-Runde 2017. Diesmal mit einer Ausdifferenzierung zwischen Geschäftsmodellen für den Hotel-, Restaurant- und Cateringsektor sowie einem zweiten Programm für den Einzelhandel. Denn Olaf Koch hat eine Vision: „Wir haben nicht den Anspruch, dass wir diese Digitalisierung in irgendeinem Maße kontrollieren werden, aber wir können sie mitprägen.“

Die Game-Changer

Smunch …

… steht für Smart Lunch und für Essen von täglich wechselnden und handverlesenen Restaurants, das ins Büro geliefert wird. Smunch kümmert sich um alles von der Planung bis zur Lieferung, damit alle gleichzeitig ihr Essen bekommen.

Frag Paul …

… ist ein digitaler Personalassistent für kleine Restaurants, der die Besitzer bei Schichtplanung, Lohnbuchhaltung und Zeit­erfassung unterstützt. Bonus: Zeit- und Geldersparnis und Konzentration auf ihre Kernaufgabe: die Gästebetreuung.

Tsenso …

… erlaubt mittels einer Cloud eine lückenlose Temperaturüberwachung von Produkten. Die Temperaturdaten während Produktion, Logistik, Lagerung und Handel werden in einer Temperatur-Historie erfasst. Ziel: ein Frische-Index und die Reduktion von Lebensmittelabfällen.

Hoard …

… bietet Anbietern von Ferienvermietungen einen Standort, um den Schlüssel ihrer Ferienwohnung mittels Chip abzuholen und zurückzugeben. Eine Win-win-Situation für Hosts und lokale Shopbesitzer.
www.metroaccelerator.com

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