Wer hat’s erfunden? – Die Pizza

Wie aus einfachem Teig, Tomaten und Käse ein weltumspannendes Gericht wurde: Die bewegte Geschichte der Pizza – und warum sie heute UNESCO-Kulturerbe ist.
Juli 31, 2025 | Text: Miriam Pilko | Fotos: Shutterstock

Sie gehört zu den bekanntesten Gerichten der Welt, schmeckt in New York anders als in Neapel und hat es vom Straßenverkauf bis in die Welt der Gastronomie geschafft. Doch was heute selbstverständlich wirkt, hat eine lange, überraschende Geschichte – voller Wendungen, Missverständnisse und kulinarischer Innovationen. Wer glaubt, die Pizza sei eine einfache Erfindung mit klarer Herkunft, wird hier eines Besseren belehrt.

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Pizza gibt’s heute in so gut wie allen Varianten

 

Sie gehört zu den bekanntesten Gerichten der Welt, schmeckt in New York anders als in Neapel und hat es vom Straßenverkauf bis in die Welt der Gastronomie geschafft. Doch was heute selbstverständlich wirkt, hat eine lange, überraschende Geschichte – voller Wendungen, Missverständnisse und kulinarischer Innovationen. Wer glaubt, die Pizza sei eine einfache Erfindung mit klarer Herkunft, wird hier eines Besseren belehrt.

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Pizza gibt’s heute in so gut wie allen Varianten

Vom heißen Stein bis zur Tiefkühltruhe – die Weltreise eines heutigen Klassikers

Sie ist rund, duftet unwiderstehlich und hat Millionen – wenn nicht sogar Milliarden – Fans auf allen Kontinenten: Pizza – eines der bekanntesten Gerichte der Welt. Doch so simpel der belegte Teigfladen wirkt, so vielschichtig ist seine Geschichte. Sie reicht Jahrtausende zurück, ist durchzogen von Mythen, Irrtümern und Marketing-Tricks – und kulinarischen Segen.

Dass die UNESCO 2017 die neapolitanische Kunst des Pizzabackens zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärte, war also mehr als gerechtfertigt. Denn hinter der Pizza steckt weit mehr als Käse, Tomaten und ein knuspriger Rand.

Wie alles begann

Der Ursprung der Pizza liegt tief in der Antike. Schon vor über 2.000 Jahren wurden in Mittelitalien und Griechenland flache Teigfladen aus Wasser, Mehl und Salz auf heißen Steinen gebacken. Sie wurden oft mit Öl, Kräutern oder Zwiebeln verfeinert – als eine Art essbarer Teller.

Ob die modernen Begriffe „Pizza“ oder „Pita“ direkt aus dieser Zeit stammen, ist sprachwissenschaftlich nicht geklärt. Es gibt unterschiedliche Theorien, von langobardischen Ursprüngen („bizzo“ = Bissen) bis hin zu möglichen Wurzeln im arabischen oder griechischen Sprachraum – doch belegen lässt sich keine davon eindeutig.

Fest steht: Die Idee, Brotfladen zu backen und zu belegen, ist alt – aber die Pizza, wie wir sie heute kennen, brauchte noch ein entscheidendes Element.

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Pita aus der heutigen Zeit

Wie die Tomate alles veränderte

Im 16. Jahrhundert gelangten Tomaten durch die spanischen Eroberer aus Mittel- und Südamerika nach Europa. Aufgrund ihrer leuchtend roten Farbe und unbekannten Eigenschaften galten sie zunächst als giftig und wurden vor allem als Zierpflanzen angebaut. Erst im 18. Jahrhundert – vor allem in Süditalien und rund um Neapel – fanden sie allmählich den Weg in die Küche, anfangs hauptsächlich bei ärmeren Bevölkerungsschichten, die aus Mangel an Alternativen experimentierten.

Mit Tomaten, Öl, Kräutern und dem bewährten Hefeteig entwickelte sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein neues, einfaches Gericht: belegt, heiß gebacken und sättigend – eine frühe Form der Pizza, die vor allem als „Arme-Menschen-Essen“ verbreitet war.

Der Mythos um die Margherita

Der Legende nach soll der neapolitanische Pizzabäcker Raffaele Esposito 1889 eine Pizza in den Farben der italienischen Nationalflagge für das Königspaar Umberto I. und Margherita kreiert haben – mit Tomaten, Mozzarella und Basilikum. Laut diesem Mythos soll die Pizza also nach der Frau des damaligen Königs benannt sein.

Diese Geschichte ist zwar populär – historisch allerdings nicht belegbar. Margherita hatte sich laut Zeitungsberichten schon zuvor Pizza liefern lassen. Esposito war lediglich der Einzige, der eine Empfangsbestätigung des Hofes archivierte – ein cleverer PR-Schachzug, aber keine Geburtsstunde der Pizza.

Trotzdem wurde die sogenannte Pizza Margherita weltberühmt – und blieb Symbol für die kulinarische Heimat der Pizza, wie wir sie heute kennen: Neapel.

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Basilikum (grün) – Mozzarella (weiß) – Tomaten (rot) bilden die italienische Nationalflagge

Pizza goes global

Mit italienischen Auswanderern verbreitete sich die Pizza Ende des 19. Jahrhunderts und kam schließlich sogar bis in die USA. Dort entstand bald eine eigene, üppigere Variante: die Pan-Pizza, bei der der Teig in einer tiefen Pfanne (Pan) gebacken wird – mit viel Käse, Belag und dickem Rand.

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US-amerikanische Pan-Pizza

Auch in Europa ging der Siegeszug weiter: 1937 wurde Pizza erstmals auf der Frankfurter Messe präsentiert, im gleichen Jahr wurde sie im Restaurant International in Zürich angeboten. 1952 eröffnete Nicolino di Camillo in Würzburg die erste deutsche Pizzeria: Sabbie di Capri, 1975 folgte dann die erste Pizzeria in Wien.

Vom Straßenessen zum Kulturerbe

Was lange in Gassen und auf Straßen verkauft wurde, ist heute in Feinschmeckerrestaurants ebenso zu Hause wie in der Tiefkühltruhe. Die Zutaten waren ursprünglich günstig, die Technik einfach – ideal für Menschen mit wenig Geld. In Neapel entstand daraus ein ganzes Handwerk: der Pizzaiolo, Meister der Teigführung und Ofentechnik.

Diese Tradition wurde 2017 von der UNESCO ausgezeichnet – nicht das Gericht selbst, sondern die über Generationen weitergegebene Kunst, aus Teig, Hitze und wenigen Zutaten eine kulturelle Ikone zu formen.

So wird’s gemacht – damals wie heute

Der Teig: Wasser, Mehl, Salz, Hefe – manchmal etwas Olivenöl.
Die Technik: lange Ruhezeit, dann Ausziehen von Hand – geübte Pizzaioli schleudern ihn kunstvoll in die Luft.

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Pizzabacken als Handwerk

Der Belag: klassisch passierte Tomaten, Mozzarella, frische Kräuter – doch danach sind der Kreativität und dem Geschmack keine Grenzen gesetzt.
Die Hitze: idealerweise 400 bis 500 Grad, traditionell im Holzofen, modern auch mit Gas oder Strom.

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Steinofen

Fun Fact: Die erste industriell hergestellte Tiefkühlpizza wurde 1957 in den USA verkauft – seither ist sie aus Supermärkten nicht mehr wegzudenken.

Ein Biss(ch)en Weltgeschichte

Die Pizza ist mehr als ein Gericht – sie ist ein Stück Weltkultur. Entstanden aus jahrtausendealten Traditionen, weiterentwickelt über Kontinente und Generationen hinweg. Sie hat Monarchen und Migrant:innen ernährt, Geschmackstrends überlebt und sich immer wieder neu erfunden.

Und das Beste: Ihre Geschichte ist noch längst nicht zu Ende.

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