Rebellische Gastrokultur: Yardbird, Hongkong
Wer durch die lebhaften Straßen von Sheung Wan auf Hong Kong Island wandert, könnte leicht an diesem von außen unscheinbaren Restaurant vorbeigehen, ohne es zu bemerken. Abends jedoch erwacht das Restaurant Yardbird zum Leben.
Hinter seinen Türen verbirgt sich ein kulinarischer Hotspot, der seit seiner Gründung im Jahr 2011 – damals noch an einer anderen Adresse – die Gastronomie Hongkongs ziemlich aufgemischt hat.

Wer durch die lebhaften Straßen von Sheung Wan auf Hong Kong Island wandert, könnte leicht an diesem von außen unscheinbaren Restaurant vorbeigehen, ohne es zu bemerken. Abends jedoch erwacht das Restaurant Yardbird zum Leben.
Hinter seinen Türen verbirgt sich ein kulinarischer Hotspot, der seit seiner Gründung im Jahr 2011 – damals noch an einer anderen Adresse – die Gastronomie Hongkongs ziemlich aufgemischt hat.

Matt Abergel und Lindsay Jang, beide aus Kanada, hatten einige Jahre Gastroerfahrung in New York auf dem Kerbholz. Abergel verliebte sich früh in die japanische Küche und arbeitete in mehreren Spitzenrestaurants, unter anderem im legendären Omakase-Restaurant Masa. Gemeinsam mit Jang, die sich nebenbei bemerkt Bekanntheit in der Fitness-Szene erarbeitet hat, machte er sich auf, in seinem ersten eigenen Restaurant die Kunst der Yakitori, also über Holzkohle gegrillte Hühnerspieße, zur Perfektion zu treiben.
Für ihren Laden hatten sie eine klare Vision: ein modernes Izakaya, das höchste kulinarische Ansprüche mit einer entspannten, ungezwungenen Atmosphäre verbindet. Sie wollten einen Ort schaffen, an dem nicht nur großartiges Essen serviert wird, sondern auch das gesellige Miteinander im Mittelpunkt steht. In anderen Worten: einen Ort, an dem sie selbst gerne Zeit verbringen würden.
Dass Yardbird so genau den Nerv der Zeit treffen würde, war vielleicht nicht von Anfang an klar. Besonders, da die Neo-Gastronomen einige Eigenheiten aus New York importiert hatten, die in Hongkong bis dato Stirnrunzeln verursachten: Jang bestand darauf, keine Servicegebühr in Rechnung zu stellen, sondern stattdessen auf Trinkgeld zu setzen. Außerdem war es in den Anfangsjahren nicht möglich, Tische zu reservieren – first come, first served die Devise.
Ein Konzept, mit dem das Unternehmerduo gegen den Strom schwamm und den Status quo der Hongkonger Gastronomie herausforderte.
Und doch, oder gerade deshalb, standen Menschen schon bald Schlange vor dem Yardbird, um eine Chance zu bekommen, sich durch die mehr als 20 verschiedenen Spießchen durchzukosten. In puncto Kulinarik folgt das Restaurant einer klaren Philosophie: „Nose to Tail“, also die vollständige Verwertung des Tieres. Genauer gesagt, in diesem Fall, des Huhns. Von der Brust bis zur Knorpelspitze landet hier jeder Teil des Vogels auf dem Grill.
Must try: Der Spieß mit knusprigen Hühnerfleischbällchen, Tare-Sauce und Eigelb; eine Umami-Bombe, die es in sich hat – süß und rauchig zugleich. Und auch bei den Drinks setzt das Yardbird neue Maßstäbe. Neben einer erstklassigen Sake- und Whisky-Auswahl gibt es spannende Cocktails, wie den Wakayama Margarita, der perfekt zum Gegrillten passt.
Das alles macht Yardbird nicht nur zum Foodie-Magneten, sondern lockte sogar Kritiker des Guide Michelin an, die ihm 2021 einen Stern verliehen – eine ungewöhnliche Auszeichnung für ein Wohlfühl-Konzept, in dem man schon für recht kleines Geld, mit Spießen um umgerechnet rund sechs Euro, satt werden kann.
Mittlerweile betreiben Jang und Abergel ein weiteres Lokal, die Izakaya-Bar Ronin, und steuern internationalen Expansionskurs an. Was einst als mutiges Experiment begann, ist heute eine Institution – und der beste Beweis dafür, dass gutes Essen, echte Leidenschaft und ein Hauch Rebellion zeitlose Zutaten für Erfolg sind.