Influencerin sorgt für Schließung einer Weinbar
Der Vorfall zeigt, wie ein einzelner Social-Media-Post heute ganze Geschäftsmodelle infrage stellen – und teilweise vielleicht sogar Karrieren zerstören – kann. Und: wie entscheidend es ist, wie man mit Gästen umgeht – egal, wie viele Follower sie haben.

Der Vorfall zeigt, wie ein einzelner Social-Media-Post heute ganze Geschäftsmodelle infrage stellen – und teilweise vielleicht sogar Karrieren zerstören – kann. Und: wie entscheidend es ist, wie man mit Gästen umgeht – egal, wie viele Follower sie haben.

Weinend aus dem Lokal – und direkt ins Netz. Am 23. Juli veröffentlichte die Food-Influencerin Karla, bekannt unter dem Namen @itskarlabb, ein Video auf TikTok, in dem sie weinend schildert, gerade eine geplante Zusammenarbeit mit einem Restaurant in San Francisco abgebrochen zu haben. Was sie in dem Lokal im Stadtteil Hayes Valley erlebt haben will, klingt für viele nach einem echten Albtraum.
Kaum angekommen habe sie gehört, wie sich der Gastgeber und ein weiterer Mitarbeiter – der sich später als der Koch herausstellte – über sie unterhielten. Der Ton: abfällig. Der Koch soll ihr TikTok-Profil geöffnet und sich lautstark über ihre damals „nur“ 15.000 Follower aufgeregt haben. Heute, nur eine Woche später, liegt ihre Zahl bei über 220.000 Followern.
„Er sagte zum Gastgeber, dass er mich nicht hätte einladen sollen, dass das ein Fehler sei“, so Karla in dem Video. Auch wenn nicht direkt mit ihr gesprochen wurde – die Kommentare seien laut genug gewesen, dass sie sie nicht überhören konnte.
Als Karla sich dem Koch schließlich vorstellte, eskalierte die Situation laut ihrer Schilderung: „Er fragte mich: ‚Weißt du überhaupt, was wir machen? Wer wir sind?‘“ Obwohl das Restaurant noch recht neu sei, habe sie sich durchaus informiert, betonte sie. Dennoch habe der Koch sie beschuldigt, unvorbereitet zu sein – und ihre TikToks im Restaurant bei voller Lautstärke abgespielt, um sie anschließend abzuwerten: Ihre Inhalte seien „nicht auf dem Niveau“, das seinem Lokal entspreche, ihr Publikum nicht die Art von Menschen, die er dort sehen wolle.
Internet-Recherche deckt Restaurant auf
Obwohl Karla in ihrem Video weder das Restaurant noch den Koch namentlich nannte, ließen sich Nutzer:innen die Details nicht entgehen. In den Kommentaren wurde rasch spekuliert – und am 24. Juli bestätigte das Kis Cafe in San Francisco die Vermutungen in einem öffentlichen Instagram-Post. Der Chefkoch, bei dem es sich laut Restaurant um den zweifach James-Beard-nominierten Luke Sung handelt, sei nicht länger Teil des Teams: „Das Verhalten unseres Kochs war inakzeptabel, und er ist nicht länger Teil unseres Teams – weder als Mitinhaber noch als Koch oder in irgendeiner anderen Funktion. Zum Zeitpunkt dieses Posts hat er (Luke) sich bei der Creatorin persönlich entschuldigt.“
Weiter heißt es in dem Statement: „Dieses Verhalten spiegelt nicht den Rest unseres Teams wider. Wir möchten einen Ort schaffen, der für alle einladend und respektvoll ist. In diesem Fall ist uns das nicht gelungen.“
Konsequenzen: Schließung und Neustrukturierung
Das Kis Cafe kündigte außerdem an, in Kürze zu schließen und sich neu aufzustellen. Außerdem betonen sie, in der Zwischenzeit hoffentlich die Lebensgrundlage der Teammitglieder und ihrer Familien sichern zu können.
Abschließend bat das Restaurant darum, die Situation nicht als Anlass für rassistische oder hasserfüllte Kommentare zu nutzen:
Ein Fall, der zum Nachdenken anregt
Der Vorfall macht deutlich, wie viel Einfluss Social Media heute auf reale Unternehmen haben kann. Eine einzige – glaubwürdig erzählte – Erfahrung kann innerhalb weniger Minuten ein internationales Echo erzeugen.
Einerseits zeigt dieser Fall, dass man immer gut mit anderen Mitmenschen umgehen sollte, andererseits regt es auch zum Nachdenken an und zeigt, dass man womöglich nicht alles in den sozialen Medien zeigen sollte – die Konsequenzen (für andere) können enorm sein.
Doch unabhängig von Followerzahlen oder Online-Reichweite bleibt eine Grundregel bestehen: Wie man mit Gästen umgeht, spricht sich herum. Früher am Stammtisch, heute im Internet. Ob die Reaktion des Restaurants aufrichtig oder reine Schadensbegrenzung ist, bleibt offen. Fest steht aber: Respekt ist keine Marketingstrategie – sondern Grundbedingung.