Wehmut und Erleichterung: Ende für Sternerestaurant Sigwart’s
Anfang des Jahres hatten Stammgäste und Freunde des Restaurants Sigwart’s Tiroler Weinstuben noch Grund zu feiern – nun findet die Feierlaune ein jähes Ende. „Es ist einfach der Lauf der Zeit“.
Anfang des Jahres hatten Stammgäste und Freunde des Restaurants Sigwart’s Tiroler Weinstuben noch Grund zu feiern – nun findet die Feierlaune ein jähes Ende. „Es ist einfach der Lauf der Zeit“.
Das Sigwart’s ist eine der bekanntesten Adressen in der österreichischen Spitzengastronomie – zumindest noch für kurze Zeit.
Im Jänner wurde das Tiroler Restaurant noch mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet, dessen Funkeln die vier Hauben von Gault&Millau mehr als deutlich unterstreicht.
Doch blickt man nun auf die Webseite des Haubenrestaurants in Brixlegg, erscheinen Neuigkeiten, die viele schockieren werden – auf braunem Hintergrund prangen die folgenden Zeilen: „Wir gehen mit Ende des Monats in Pension und müssen daher schweren Herzens das Lokal schließen“. Außerdem bedanken sich die Betreiber in inzwischen sechster Generation für die „jahrelange Treue“.
Das Haubenrestaurant geht auf eine über 200-jährige Familiengeschichte zurück. 1774 wurde erstmals eine Gaststätte in Brixlegg an dieser Stelle erwähnt, in der Menschen aufeinander- und stets auf Gastfreundschaft trafen – und das bis heute. Aus dieser Zeit erinnert heute noch ein Schild am Haus an das damalige Gasthaus zur grauen Katze.
1850 gelangte das Haus durch Anton Sigwart schließlich in den Familienbesitz. Vieles hat sich über die Jahre und über die Generationen geändert, einiges ist aber auch gleichgeblieben. Besonders eines: die Hingabe und Leidenschaft, die Gastfreundschaft und die familiäre Atmosphäre. Von der Großmutter über das Baby bis hin zum Hund findet jede:r einen Platz und vor allem ein fantastisches Menü in Sigwart’s Tiroler Weinstuben.
Die letzten Jahre wurde man von den Geschwistern Anton und Verena Sigwart im Service und in der Haubenküche von Traudi Sigwart mit viel Herzblut, Charme und echter Tiroler Freundlichkeit bewirtet.
Die Speisekarte überzeugte schließlich auch den Guide Michelin mit ihrem Geschmack und ihrer Finesse. Neben Klassikern wie Hummerschaumsuppe und Hechtnockerl wurde eine kleine, aber wertige Weinkarte gereicht – auch mit einer Auswahl an diversen Whiskeys.
Bereits letztes Jahr stand für die Tiroler Gastronomen allerdings fest, dass dies ihr letztes Jahr als solche sein wird. Wie die Neuigkeiten auf ihrer Internetseite schon zeigen, fällt ihnen der Schlussstrich aber absolut nicht leicht. Gerade, weil das Restaurant über die vergangenen Jahre viele Stammgäste angesammelt hat, sei es nicht so einfach zu sagen: So, jetzt sperren wir zu.
„Es ist natürlich ein bisschen Wehmut, weil man nicht mehr den Kontakt zu den Stammgästen hat“, erzählt Anton Sigwart Rolling Pin. Allerdings habe das Schließen des Restaurants auch den positiven Effekt, dass man nicht mehr so im Stress stehe und auch nicht mehr eine derartige Verantwortung auf den Schultern trage.
Auch über den Michelin-Stern im Jänner hat sich die Restaurantleitung sehr gefreut. „Dass wir jetzt einen Michelin-Stern bekommen haben, ist super schön und super lässig, aber das hat mit dem Anderen gar nichts zu tun“, sagt Sigwart über den bereits letztes Jahr gefassten Entschluss, nun in Pension zu gehen.
Der Stern ist also nicht der Grund für die Schließung und auch sonst gibt es keinen wirtschaftlichen. Die letzten drei bis vier Jahre waren laut dem Kellner und Mitinhaber des Haubenrestaurants die besten überhaupt – speziell das diesjährige, „aber es ist einfach der Lauf der Zeit“.
Was jetzt mit dem Restaurant passiert? Das weiß keiner so genau. Allerdings wollen die Chefs des Sigwart‘s Tiroler Weinstuben, das Lokal zu verpachten, „wenn jemand Vernünftiger sich interessiert“, so Anton Sigwart.
Doch was für Traudi, Verena und Anton ansteht, ist ganz klar und noch viel wichtiger: Die Ruhe der Pension. Wir wünschen schöne letzte Tage als Restaurantbetreiber und im Anschluss einen wohlverdienten Ruhestand!