Vapiano: Nach dem Höhenflug kommt der Fall

2002 schlägt Vapiano hohe Wellen. Aktuell sieht es vielmehr nach Untergang aus. Um auf dem Markt zu überleben, braucht das Unternehmen 30 Millionen Euro – bis morgen.
Mai 23, 2019 | Fotos: Shutterstock

„Chi va piano, va sano e va lontano“ – wer es langsam angeht, lebt gesünder und länger. So lautet der Leitspruch der Restaurantkette Vapiano, der mittlerweile mehr als 200 Lokale in 33 Ländern angehören. Seine Gründer hätten ihm folgen sollen.
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Vapiano in der Krise: Das Unternehmen führt zu viele Filialen. 
Zu schnelle Expansion stürzt das Unternehmen in eine tiefe Krise – seine Aktie verliert 80 Prozent ihres Wertes. Tatsächlich folgt bei Vapiano ein Fiasko dem nächsten: 2015 erschüttern gleich mehrere Skandale das Unternehmen. Das berichten F.A.Z. und stern.de. Zu langsam geht es bei Vapiano nur noch den Kunden. Steht die Restaurantkette vor dem Aus?

Was ist los bei Vapiano?

Die Expansionsideen von Vapiano sind groß: "Vapiano setzt fokussierte internationale Expansion mit bereits 13 Neueröffnungen in 2018 fort", titelt etwa die PR-Abteilung des Hauses im Juli 2018. Bis zu 38 Neueröffnungen seien für das Jahr geplant. Der Gang an die Börse soll das Budget dafür aufstocken. Doch es kommt anders als gedacht. Als das Unternehmen 2017 an den Start geht, liegt der Wert einer Aktie bei 23,96 Euro, jener des Unternehmens damit bei 533 Millionen Euro.
Auch der Umsatz ist hoch, fast eine Viertel Milliarde Euro fließen jährlich bei Vapiano. Dabei zu berücksichtigen: Jochen Halfmann, zu dieser Zeit noch Chef des Unternehmens, ersetzte Franchise-Nehmer durch eigene Leute, um auch die Zahlen der Ausleger für sich zu verbuchen. Am Ende sind es Verluste, die Halfmann schreibt.
Vapiano expandiert trotzdem immer weiter. Der ehrgeizige Plan geht nicht auf, zu schnell scheint die Geschäftsführung neue Lokale aus dem Boden zu stampfen. Zwei Mal muss Halfmann den voraussichtlichen Gewinn nach unten korrigieren. Dann wird er entlassen. Den Kurs kann auch sein Nachfolger nicht umlenken: 5,84 Euro kostet eine Aktie aktuell.
Wenn die Teilhaber bis Freitag, den 24. Mai, keine 30 Millionen zahlen, sieht es schlecht aus für das Unternehmen. Bis dahin muss auch der Jahresabschluss vorliegen.

Die Vorgeschichte

Schon zuvor ging es bei Vapiano heiß her. 2015 befindet sich das Unternehmen beinahe durchgehend im Krisen-Modus. Den Auftakt machen manipulierte Arbeitszeitkonten: Auf den Abrechnungen der Mitarbeiter fehlen Überstunden. Ausgerechnet die geben dann preis: Die Firma habe billige Garnelen anstatt teurer Scampi verkauft, den Kunden außerdem „verdorbene Pasta und übelriechendes Hähnchenfleisch“ serviert.
Die langen Wartezeiten vertreiben sich Gäste damit, Videos aufzunehmen: von Mäusen, die durch Küche und Gastraum laufen. Schnell ist Vapiano in den Schlagzeilen. Langsam bleiben die Kunden aus.

Was passiert jetzt mit den Lokalen?

Seit Kurzem verkauft Vapiano viele Lokale wieder an Franchise-Nehmer. „Wir haben uns verzettelt in unserer schnellen Expansion“, sagt Cornelious Everke, der neue Mann an der Vapiano-Spitze der F.A.Z im Februar. Er stoppt die weltweiten Expansionspläne vorerst. Man wolle sich nun mehr auf Europa konzentrieren. Spannend: Trotz allem soll es Neueröffnungen in Deutschland, Frankreich und Österreich geben. Darüber ist wohl aber erst zu diskutieren, wenn die Frage mit den 30 Millionen geklärt ist. www.vapiano.com

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