Clemens Strobl: Der Wunder Winzer vom Wagram

Clemens Strobl keltert im niederösterreichischen Wagram Weine, nach denen sich die Spitzengastronomie alle Finger leckt. Wie aus einem der erfolgreichsten Werber des Landes ein gehypter Ausnahmewinzer wurde – und was ein ungedeckter Scheck damit zu tun hat.
Mai 27, 2021 | Text: Lucas Palm | Fotos: Weinmanufaktur Clemens Strobl, beigestellt

Terroir ist in aller munde. Dieser französische Fachbegriff ist zwar schwer ins Deutsche übersetzbar – er steht gewissermaßen für die Gesamtheit der natürlichen Faktoren, die einen Wein ausmachen –, doch ohne ihn kommt seit einigen Jahren eben auch die deutschsprachige Weinszene nicht aus. Vom lokalen Klima, der Sonneneinstrahlung, dem Boden bis hin zur charakteristischen Aromenbildung der jeweiligen Traube ist dieses önologische Schlüsselwort ein weites Feld. So weit, dass unter Experten noch immer keine Einigkeit darüber herrscht, inwiefern der menschliche Einfluss – sprich: die Hand des Winzers – in diesem Begriff mitmischt.

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Clemens Strobl bringt das niederösterreichische Wagram-Terroir wohl wie kein Zweiter in die Flaschen.
Seine Weine haben in der internationalen Spitzengastronomie mittlerweile Kultstatus.

Terroir kommt schließlich vom lateinischen „Terra“, also Erde. Der Mensch bleibt, zumindest semantisch, außen vor. Wer allerdings die Weine Clemens Strobls kennt, der glaubt nicht mehr an eine Erde, die da völlig losgelöst vom Winzer Weine keltert. Wie auch? Strobls vergorener Traubensaft hat seine Ecken und Kanten. Strotzt geradezu vor ungeheuerlicher Intensität. Und könnte bodenständiger, naturversessener nicht sein. Kurz: Genauso wie die Lössböden von Wagram steckt eben in jedem Schluck Strobl-Wein auch das Leben des Hexenmeisters selbst: Strobls Leben mit seinen Ecken und Kanten, Strobls wirklich ungeheuerliche Lebensintensität und Strobls wilde Naturversessenheit natürlich.

Terroir ist in aller munde. Dieser französische Fachbegriff ist zwar schwer ins Deutsche übersetzbar – er steht gewissermaßen für die Gesamtheit der natürlichen Faktoren, die einen Wein ausmachen –, doch ohne ihn kommt seit einigen Jahren eben auch die deutschsprachige Weinszene nicht aus. Vom lokalen Klima, der Sonneneinstrahlung, dem Boden bis hin zur charakteristischen Aromenbildung der jeweiligen Traube ist dieses önologische Schlüsselwort ein weites Feld. So weit, dass unter Experten noch immer keine Einigkeit darüber herrscht, inwiefern der menschliche Einfluss – sprich: die Hand des Winzers – in diesem Begriff mitmischt.

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Clemens Strobl bringt das niederösterreichische Wagram-Terroir wohl wie kein Zweiter in die Flaschen.
Seine Weine haben in der internationalen Spitzengastronomie mittlerweile Kultstatus.

Terroir kommt schließlich vom lateinischen „Terra“, also Erde. Der Mensch bleibt, zumindest semantisch, außen vor. Wer allerdings die Weine Clemens Strobls kennt, der glaubt nicht mehr an eine Erde, die da völlig losgelöst vom Winzer Weine keltert. Wie auch? Strobls vergorener Traubensaft hat seine Ecken und Kanten. Strotzt geradezu vor ungeheuerlicher Intensität. Und könnte bodenständiger, naturversessener nicht sein. Kurz: Genauso wie die Lössböden von Wagram steckt eben in jedem Schluck Strobl-Wein auch das Leben des Hexenmeisters selbst: Strobls Leben mit seinen Ecken und Kanten, Strobls wirklich ungeheuerliche Lebensintensität und Strobls wilde Naturversessenheit natürlich.

„Wir machen keinen Wein für den Markt, sondern nur das, was uns selbst schmeckt.“

Clemens Strobl über seine ganz eigenen Qualitätsansprüche, die sich offenbar bewähren

Was der gebürtige Linzer 2008 begonnen hat, schmeckt den Besten der Besten – und zwar weltweit. Der allergrößte Teil seiner Weine ist stets ausverkauft – und das, obwohl sie sehr, sehr schwer zu bekommen sind. Schon gar nicht für, sagen wir, Normalsterbliche. Denn Strobl beliefert zuallererst die Gastronomie. Und das in 13 Ländern. Vom Dreisterner Lecture Room in London über das ebenfalls mit drei Sternen ausgezeichnete Arpège in Paris bis zum Restaurant Tim Raue in Berlin – Strobl-Weine findet man quer durch Europa. „Wir machen keinen Wein für den Markt“, so Strobl, „sondern nur das, was uns schmeckt und wozu wir stehen können.“ Wie hat Clemens Strobl das gemacht? Wer ist er, dieser genauso geheimnisvolle wie gehypte Neo-Winzer?

Früher als sonst

Clemens Strobl wächst ganz unwinzerisch in der Industriestadt Linz auf. Seine Eltern sind Lehrer und trinken „so gut wie keinen Alkohol“. Ein bisschen ist es, das merkt man, Strobl selbst ein Rätsel, warum er sich bereits mit 20 für ein gutes Glas Wein begeistern kann. Schließlich gibt es weder in der Verwandtschaft noch im Freundeskreis diese eine Person, die in anderen Biografien alles ins Rollen bringt. Vielleicht bleibt es auch deswegen noch lediglich eine unschuldige Leidenschaft, die Strobl so ganz nebenbei kultiviert. Die andere nämlich gewinnt Überhand: Der gelernte Grafiker macht sich quasi noch als Teenie selbstständig – und wird, mir nichts, dir nichts, mit seiner Werbeagentur hocherfolgreich.

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Clemens Strobls Weinmanufaktur in Kirchberg am Wagram.

Und weil in Strobls Leben alles etwas zu früh passiert, ist er mit 24 nicht nur verheiratet und zweifacher Vater, sondern auch pleite. So richtig. Privatkonkurs. Weil der Wechsel eines großen Kunden nicht gedeckt war, sprich: Plötzlich fehlte da eine Menge Geld. Das holte sich Strobl aber – unternehmerisch denkender Mensch durch und durch – zurück, indem er seinen Kundenstamm in eine große Linzer Agentur mitbrachte. Jackpot wäre jetzt übertrieben, aber nach wenigen Jahren war der Wunderwerber wieder schuldenfrei. Kurz vor der Jahrtausendwende daher der Entschluss, sich erneut selbstständig zu machen – nur diesmal eben mit dem Wissen, wie es wirklich geht.

Werber, Wirt und Winzer

Dabei trieb ihn die Sache mit dem Wein weiter um. Aber es gehört eben zu Strobls DNA und innerster Überzeugung, das, was man macht, so richtig zu machen, zu 100 Prozent, konsequent, konzentriert. Und doch: Langsam, aber sicher brannte die Wein-Leidenschaft in ihm durch. So sehr, dass er von 2010 bis 2014 dreigleisig fährt. 2008 gründet er die Weinmanufaktur, kauft im niederösterreichischen Wagram einen Weingarten. 2010 eröffnet er in der Klosterstraße in Linz seine eigene Weinbar Ignis, wo über 1500 Top-Weine den Weinkeller zu einem der besten des Landes machen. Außerdem führt der unternehmerische Tausendsassa weiterhin seine Werbeagentur.

Ich war Werber, Winzer und Wirt. Irgendwann ging sich das alles nicht mehr aus.

Heute ist Clemens Strobl dafür zu 100 Prozent Ausnahmewinzer

„Werber, Wirt und Winzer nannte man mich damals. Das ging sich aber irgendwann einmal alles zeitlich nicht mehr aus“, erinnert sich Strobl. Also machte er Nägel mit Köpfen, oder eben Flaschen mit Korken: Die Agentur wurde zum Großteil verkauft, die Pacht im Ignis abgegeben. Seither ist Clemens Strobl Winzer, und zwar ausschließlich. Aber eben einer, der auch weiß, wie es jenseits der Wagram’schen Weingärten zugeht. „Anfangs hatte ich noch sehr wenig Ideen, ich wollte einfach ausprobieren und guten Wein machen. Fest stand, dass ich Österreichs Paradesorte, den Grünen Veltliner, und meine Lieblingsrotweinsorte, den Pinot noir, keltern wollte.

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Clemens Strobl (re.) mit Sohn Lukas (li.), der bereits für die Weinberge und die Produktion verantwortlich ist.

Der Wagram bietet für beide sehr gute Voraussetzungen.“ Im Herbst schließlich wurden die ersten Weine präsentiert. Der Rest ist bekanntlich Geschichte. Eine vor allem, die noch lange nicht auserzählt ist: „Strobl-Wein in der Flasche feiert im Herbst 2021 zehnjähriges Jubiläum. All die Erfahrungen aus dieser Zeit tragen einen natürlich weiter. Heute wissen wir viel besser, wofür wir stehen und wo die Reise hingeht. Mit dem 2017 erworbenen Gut Wagram haben wir außerdem eine extrem charmante Heimstätte, so quasi ein Zentrum für Wein und Kulinarik – in der Mitte der jungen, dynamischen Weinbauregion.“ Außerdem ist Strobls Sohn Lukas bereits federführend tätig: „Er hat International Winebusiness studiert und ist bei uns nicht nur für die Weingärten, sondern auch für die Produktion hauptverantwortlich“, so Strobl. Dass durch die Coronakrise das Jahr 2020 trotz allem mit einem Umsatzminus von 50 Prozent endete, ist längerfristig hoffentlich nur halb so schlimm. „Gott sei Dank sind unsere Weine aber besonders langlebig, wir müssen also nichts wegschütten.“

www.clemens-strobl.at

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